Na, könntest du in deiner Initiative auch noch eine helfende Hand gebrauchen? Die meisten Vereine werden hier mit “ja” antworten – klar sind neue Mitglieder oder HelferInnen gerne gesehen!
Möglicherweise kannst du das schon mit einer kleinen Änderung an deiner Website erreichen.
Es gibt nämlich einen Stolperstein, den sehr viele Initiativen, Vereine und Hochschulgruppen bei der Gestaltung ihrer Website übersehen. In diesem Beitrag stelle ich ihn dir vor und – falls du auch betroffen bist – zeige dir, wie du ihn behebst.
So, kommen wir direkt zum besagten Stolperstein:
Die meisten Vereine unterschätzen etwas: Sie unterschätzen die Hemmung oder Hürde, Kontakt zum Verein aufzunehmen.
Von welcher Hürde spreche ich? Nun, versuche dich in die Lage deiner potentiellen Interessentinnen und Interessenten hineinzuversetzen: Sie haben irgendwo von euch erfahren – vielleicht durch einen Flyer, einen Facebook-Post oder ein persönliches Gespräch. Wenn sie euch und eure Idee interessant finden, werden sie sich jetzt informieren. Sie lesen den Flyer, stöbern auf der Facebook-Seite oder googeln euch. Und früher oder später werden sie dann auf eurer Website landen, die ja eure “Zentrale” sein sollte.
Dort habt ihr mit Sicherheit ein Kontaktformular oder eine Kontakt-Mailadresse angegeben. (Wenn nicht: Besucht unseren Kurs zu Website & Blog und lernt, was zu einer übersichtlichen und einladenden Website gehört.)
Möglicherweise denkt ihr nun: Okay, wir haben unseren Teil geliefert – wenn eine Person Interesse hat, wird sie sich schon melden!
Sorry, aber das ist ein bisschen zu kurz gedacht. Warum? Weil Menschen eine Hemmung haben, sich zu melden und nach Informationen zu fragen!
Schon in der Sesamstraße sangen wir mit: Wer nicht fragt bleibt dumm! Fragen ist trotzdem nicht so einfach.
Wieso fragen wir unseren Schwarm nicht einfach nach einem Date? Weil wir Angst vor Ablehnung haben.
Warum gehen wir, wenn uns die Schuhe im Schaufenster der Boutique gut gefallen, nicht einfach zur Verkäuferin und fragen sie nach dem Preis? Weil wir uns angesichts des schicken Ambientes schon denken können, dass die Schuhe unser Studentenbudget deutlich übersteigen und wir uns nicht die Blöße geben möchten, der Verkäuferin zu erklären, warum unser Interesse ganz plötzlich abgeebbt ist…
Vielleicht gehörst du zu den besonders selbstbewussten Menschen und hättest mit diesen Situationen kein Problem. In diesem Fall: Herzlichen Glückwunsch! Es ist jedoch ganz natürlich, dass man negative Gefühle wie Ablehnung, Scham oder unerwünschte Aufmerksamkeit vermeiden möchte. Man hofft deshalb, dass der Schwarm den ersten Schritt macht und sucht die Schuhe im Onlineshop, um den Preis herauszufinden und dann in Ruhe zu entscheiden, ob sie es wert sind, den Rest des Monats von Nudeln mit Ketchup zu leben.
Fragen vorm Vereinsbeitritt
Zurück zum Vereinskontext. Auch hier haben potentielle Interessentinnen und Interessenten jede Menge Fragen, die sie beantwortet haben möchten, bevor sie sich “committen”, also eine Verbindlichkeit eingehen.
In meiner Hochschulgruppe war ich eine ganze Weile die Ansprechpartnerin für interessierte Studierende. Dabei habe ich immer wieder die gleichen Fragen gehört. Am häufigsten wurde tatsächlich nach dem Zeitaufwand gefragt:
- Wie viel Zeit brauche ich für dieses Engagement?
- Was passiert, wenn ich mal für ein paar Wochen keine Zeit habe, zum Beispiel in der Klausurenphase?
- Welche festen Termine für Treffen oder Workshops gibt es?
Die Studierenden wollten VOR dem Besuch irgendwelcher Info-Treffen oder Einarbeitungsworkshops prüfen, ob dieses Engagement zu ihrem Leben und ihrem Stundenplan passt.
Zeit ist sicher ein wichtiger Faktor, aber je nach Verein gibt es zahlreiche weitere Fragen, die man sich stellen kann, wenn man sich für ein Ehrenamt interessiert:
- Was sind das für Leute, mit denen ich zusammenarbeiten werde?
- Kann ich das? Was für Voraussetzungen muss ich mitbringen?
- Was hab ich davon? (z.B.: Ich will im Ehrenamt mehr über Eventorganisation lernen. Werde ich in diesem Verein die Chance haben, im Eventteam zu helfen?)
Aus dem Vereinsthema ergeben sich auch noch Fragen:
Kann ich den Zumba-Kurs auch als absolute Anfängerin besuchen oder werde ich mich zwischen den Profis mit hochrotem Kopf blamieren? Kann ich auch als Nicht-Lehramtsstudentin beim Deutschunterricht für Flüchtlinge mitmachen? Sind im Chor nur SeniorInnen oder kann ich dort auch Leute in meinem Alter kennenlernen? Habe ich auch mit eingerostetem Schulfranzösisch die Chance, beim deutsch-französischen Kulturabend etwas zu verstehen oder ist das nur was für die RomanistInnen?
“Na, das beantworten wir doch alles beim Infoabend!”, denkst du jetzt vielleicht; oder “Sie können doch einfach zum Filmabend vorbeischauen, wir haben doch Untertitel!”.
Naja, das mag stimmen, aber auch hier ist die Hemmung oder Hürde hoch. Meiner Erfahrung nach haben viele Studierende Angst, direkt eingespannt zu werden, obwohl sie erstmal “nur gucken” wollen. Stell dir vor, du merkst in der Infoveranstaltung, dass du das zeitlich wohl doch nicht schaffst, aber dann hast du dich schon allen vorgestellt und sie haben dich gebeten, im Eventteam mitzuarbeiten, weil sie dich und deine Fähigkeiten da totaaal gut gebrauchen könnten… Ist schwierig, dann wieder abzusagen, nicht wahr?
Was solltest du denn nun machen, um das zu verhindern?
Ganz einfach: Finde heraus, welche Fragen für potentielle InteressentInnen wichtig sind, und beantworte sie im Vorfeld auf deiner Website.
Schritt 1: Häufige Fragen herausfinden
Am einfachsten kannst du diese Fragen finden, indem du dich selber in die Rolle eines “Neuen” versetzt: Was würde diese Person wissen wollen?
Falls in den letzten Wochen Neuzugang zu eurer Initiative gekommen ist: Frage diese Personen, was sie sich vorher gefragt haben und ob sie bei ihrer Recherche hilfreiche Antworten gefunden haben. Wenn man noch “frisch” dabei ist, hat man seine Fragen und Sorgen/Gefühle noch im Gedächtnis. Für “alte Hasen” hingegen sind viele Dinge mittlerweile ganz selbstverständlich. Dazu gehören zum Beispiel auch Abkürzungen oder Fachbegriffe. Was für euch auf der Website sonnenklar erscheint, ist für Außenstehende nicht unbedingt verständlich.
Eine weitere Möglichkeit ist, Dritte zu fragen: Bekannte, Familienmitglieder, MitbewohnerInnen. Bittet sie, sich auf eurer Website umzusehen und zu notieren, was ihnen auffällt oder welche Infos sie vermissen. (Idealerweise wissen die nicht genau, was der Verein macht. Enge Freunde oder Partner sind also nicht gerade die besten Versuchspersonen, weil ihr mit ihnen ja bestimmt oft über euer Engagement sprecht.) Ihr könnt euch auch eine andere Initiative suchen und euch gegenseitig Feedback geben!
Schritt 2: Fragen beantworten
Überprüft, welche Antworten auf die häufig gestellten Fragen ihr bereits auf eurer Website habt. Vielleicht müsst ihr nicht alles neu machen, sondern nur einen bestehenden Text aufpeppen oder besser sichtbar platzieren.
Für grundlegende Infos eignet sich eine FAQ-Seite, auf der ihr zum Beispiel den Zeitbedarf oder die Voraussetzungen für eine Mitarbeit beschreiben könnt.
Um dem Verein ein Gesicht zu geben und die Personen im Verein besser vorzustellen, könnt ihr Steckbriefe der wichtigsten Ansprechpartner anfertigen, Gruppenfotos veröffentlichen, auf eure Social Media-Profile verlinken oder ein Vorstellungsvideo drehen.
Gibt es Prozesse bei euch im Verein, zum Beispiel eine Einarbeitungsphase oder ein Programm, das man durchläuft? Stellt dieses doch mit einer Infografik (Flowchart) dar!
Das klingt jetzt vielleicht nach Mehraufwand, aber…
- potentielle Vereinsmitglieder werden sich besser informiert fühlen
- ihr gebt den Eindruck ab, dass euch neue Mitglieder am Herzen liegen und ihr offen dafür seid, Neulinge aufzunehmen
- ihr erhöht die Chance, dass potentielle Neue Kontakt aufnehmen oder zu einer Infoveranstaltung kommen
- die Leute, die zu eurer Infoveranstaltung kommen, werden ernsthaft interessiert sein, weil sie sich schon ein Bild von euch machen konnten
- ihr könnt bei der Infoveranstaltung die langweiligen Fakten nur kurz abhandeln und euch cooleren Themen oder interaktiven Formaten widmen
Das sind ganz schön gute Gründe, um eure Vereinswebsite zu überarbeiten, oder? Wir hoffen, dass ihr mit unseren Tipps eure eigene Seite unter die Lupe nehmt und ein paar FAQs beantwortet.