Influencer – das sind doch die mit den Rabattcodes für Abnehmtee, Zahnbleichmittel und Handyhüllen?! Nee, um die geht es heute nicht. Wir sprechen heute um Influencer im Wortsinn; also Leute, die anderen als Vorbild dienen oder Trends aufzeigen.
Wie kann ein Verein es schaffen, eigene Mitglieder zu Vereins-Influencer*innen aufzubauen, um so die Öffentlichkeitsarbeit und Social-Media-Arbeit wirkungsvoll zu unterstützen? Diese Folge gibt einige Ideen!
Influencer*innen sind Vorbilder und Trendsetter
Inhalte
00:15 | Was sind (Vereins-)Influencer? |
04:31 | Corporate Influencer als Vorbild |
05:35 | Was braucht man, um Vereins-Influencer*innen zu fördern? |
09:20 | Die Rolle des Vereins / Einbindung in die Social-Media-Strategie |
Links
In den folgenden Artikeln wird die Corporate-Influencer-Strategie der Telekom beschrieben:
PR-Blogger: Wie die Corporate Influencer der Deutschen Telekom arbeiten
Pressesprecher: Wie die Telekom Corporate Influencer nutzt
Passende Podcastfolgen:
090: 5 Mythen über junge Menschen und Social Media
Passende Kurse:
Transkript
Influencer – das sind doch diese Leute, die auf Social Media Rabattcodes für Abnehmtee, Zahnbleichmittel und Handyhüllen ins Internet posaunen, oder?!
Nein, um die geht es hier nicht. Heute geht es um Vereins-Influencer und damit willkommen im erzähl davon Podcast. Ich habe euch heute dieses Thema mitgebracht und hoffe, ihr lasst euch darauf ein, auch wenn ihr bei dem Wort Influencer jetzt schon die Nase rümpft.
Influencer bedeutet im Wortsinn, dass man jemanden beeinflusst oder dass man als Vorbild oder Trendsetter dient. In dem Sinne kann man auch als Verein, als soziale Organisation, als Hochschulgruppe oder als Initiative eigene Influencer*innen aufbauen, die dann quasi „Werbung“ für den Verein machen. Werbung hier in Anführungsstrichen, denn im besten Fall ist ein Influencer
niemand, der einfach nur als Litfaßsäule Werbung macht, sondern jemand, der wirklich einfach
überzeugt, die Leute inspiriert, sie auf neue Gedanken bringt und genau das ist doch total spannend, vor allem natürlich für Vereine, die nicht so gut über ihre Inhalte Öffentlichkeitsarbeit machen können, sondern eher über sowas wie gemeinsame Aktionen, gemeinsame Erlebnisse oder ihre Werte.
Also ich denk das spontan an so was wie einen Fußballverein: Der hat einfach nicht so viele Infos zu
erzählen wie jetzt zum Beispiel ein Verein, der sich für Bildungsarbeit in Südamerika einsetzt.
Letzterer könnte halt total damit arbeiten, Statistiken und Infos bereitzustellen: „So und so viele
Kinder können nicht in die Schule gehen und das sind unsere Forderungen!“
Der Fußballverein spielt halt Fußball. Klar könnte man da auch Info-Content machen, wo man
die Abseits-Regeln erklärt. Aber braucht man das wirklich? Ich glaube nicht! Da ist es eigentlich total
zielführend, wenn man eben zeigt, wie man gemeinsam Spaß hat, wie sich das Teamgefühl entwickelt und ausbaut, wenn man da so einer Mannschaft beitritt und dann gemeinsam ein Spiel gewinnt. Das Training, all solche Sachen, das sind eigentlich die Inhalte, die dann die Leute überzeugen, sich einem
Verein anzuschließen oder Fan zu werden. Deswegen denke ich, dass diese Vereins-Influencer*innen
gerade bei solchen Vereinen eine wichtige Rolle spielen können.
Ein Vereins-Influencer oder eine Vereins-Influencerin ist also eine Person, die über die eigenen Kanäle (also zum Beispiel Social Media) aber natürlich auch Mund zu Mund (zum Beispiel in der Schulklasse) vom Verein erzählt.
Dadurch ist es natürlich authentischer, als wenn der 45-jährige Kassenwart versucht, lustige Insta-Storys zu machen. Es geht also sowohl darum, dass der potenzielle Influencer eigene Kontakte hat und diese Kontakte dann dadurch von eurem tollen Verein erfahren; aber es geht auch darum, dass Content produziert wird und dass dieser Content dann auf den Vereinskanälen geteilt werden kann. Also zum Beispiel ein cooles Video davon, wie man irgendeinen tollen Fußballtrick lernt und ausführt oder wie man den Torwart austrickst und das nächste Tor schießt.
Wenn ihr diesen Podcast schon regelmäßig gehört habt, dann seid ihr jetzt vielleicht erstaunt. „Neulich hast du doch noch gesagt, dass junge Leute nicht automatisch Social Media „können“. Ist das nicht ein Widerspruch, dass du jetzt sagst, sie sollen hier zu Vereins-Influencer*innen werden?“
Stimmt, da hast du aufmerksam zugehört. Vielen Dank dafür. Ich möchte hier aber unterscheiden,
ob man Öffentlichkeitsarbeit für einen Verein/ für eine Organisation macht oder ob man privat auf Social Media kommuniziert. Das sind zwei Paar Schuhe und hier geht es um die private Social-Media-Kommunikation! Hier geht es nicht darum, dass eine junge Person einfach komplett die Öffentlichkeitsarbeit übernimmt, sondern hier geht es darum, dass man junge Leute dazu motiviert, dass sie selber mehr über ihre Vereinsaktivitäten und ihr Engagement berichten. Dass man als Verein dann diesen Content in die eigene Social-Media-Strategie einbaut, ist eine andere Geschichte.
Ein Blick in die Unternehmenswelt: Corporate Influencer
In der Wirtschaft wird dieses Prinzip von Unternehmens-Botschafter*innen oder Corporate Influencer*innen auch schon genutzt. Da ist zum Beispiel die Telekom sehr aktiv. Ich packe euch in die Shownotes zwei Links wo nochmal darüber geschrieben wird, wie die Telekom das macht.
Es gibt die sogenannten Telekom-Botschafter: Das sind 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die eben öffentlich darüber sprechen, wie es ist, bei der Telekom zu arbeiten und was sie da so machen und so weiter. Mit dem Ziel, dem Unternehmen ein Gesicht zu geben. Das kann das Ziel verfolgen, dass man die Telekom als Arbeitgeberin attraktiv findet, aber natürlich auch einfach generell als Kundin oder Kunde, dass man die Telekom nicht nur mit „Scheiße, schon wieder Probleme mit dem Internet!“ verbindet, sondern dass man denkt „Die machen aber interessante Sachen! Die sehen aber nett aus! Aha, schön, dass die transparent darüber schreiben was sie da gerade machen!“ und so weiter. Das einfach mir dieses Unternehmen sympathischer wird quasi. Über das Corporate Influencer-Programm der Telekom wurde schon viel geschrieben. Da könnt ihr gerne mal nachlesen und das auch noch mal googeln, wenn ihr euch dafür interessiert.
Was braucht man, um Vereins-Influencer*innen zu fördern?
Was braucht ihr denn jetzt, wenn ihr selber Vereins-Influencer*innen haben möchtet? Nun, als
erstes braucht es Offenheit auf beiden Seiten. Also das wird natürlich ein Experiment und das ist nichts was man aus einem Katalog bestellt wie ein Möbelstück, wo man genau sagt „Ich brauche ein Regal für die Maße so und so“ und dann kriege ich genau das! Sondern hier braucht man erstmal Offenheit, um zu experimentieren. Wie könnte das aussehen?
Und dann muss man Lust darauf haben, das gemeinsam machen zu wollen. Es braucht natürlich ein
paar gemeinsame Regeln: Was darf geteilt werden? Was nicht? Was sind z.B. Interna, über die man nicht posten soll? Oder gibt es zum Beispiel einen gemeinsamen Hashtag, den man verwendet?
Es geht hier nicht darum, dass die potenziellen Vereins-Influencer*innen arbeiten sollen wie bei einem Job. Das hier ist kein Job, der vorschreibt „Du musst jetzt so und so posten“, sondern es geht ja darum, dass man möchte, dass die Leute authentisch von ihrer eigenen Vereinsarbeit berichten und nicht eine Liste abhaken. „Der Vorstand hat gesagt, ich soll heute einmal das machen und einmal das und einmal das…“ Es geht darum, dass diese Personen einfach mehr davon erzählen, was sie eh schon machen, und da den Verein mehr in den Vordergrund rücken, als sie es sonst gemacht hätten.
Vertrauen ist total wichtig. Also wenn ich möchte, dass die Influencerin etwas für mich postet, dann muss ich ihr auch das Vertrauen geben, dass sie das so macht, wie sie es für richtig hält.
Man sollte keine Abnahmeschleifen reinbauen, wie man es in Unternehmen machen würde. Nehmen wir als Beispiel an, dass heute Fußballtraining ist. Beim Training hat unser Vereins-Influencer ein Video gedreht, wie er eine neue Technik trainiert. Das Video lasse ich ihn auch poste, ohne dass ich interveniere und sage „Ja, okay, dann schickst du mir das Video mal, und übermorgen gebe ich dir deine Rückmeldung, ob das okay ist oder ob du da noch was ändern solltest!“ Das ist Quatsch, das funktioniert gar nicht, sondern da muss ich dann auch das Vertrauen haben, dass der Vereins-Influencer vernünftig kommuniziert. Wie gesagt, man kann zusammen Regeln absprechen, damit das Vereinsinterne oder die Finanzen bitte nicht gepostet werden. Aber wenn er vom Training irgendwas posten will, dann darf er das gerne machen! Wir vertrauen ihm, dass er das cool macht, und wir maßen uns auch nicht an, da hereinzuquatschen.
Und dazu gehört natürlich auch die Ermutigung zu sagen: „Klar, du darfst das gerne teilen, du kannst gerne davon erzählen, du kannst es gerne filmen!“, also dass man da eine Ermutigung und Erlaubnis gibt, das zu machen. Man kann auch ganz physisch Sachen zur Verfügung stellen, zum Beispiel ein T-Shirt mit dem Vereinslogo oder so was wie ein Schlüsselanhänger oder so irgendwelche praktischen Dinge, die man im Alltag benutzt. Wenn dann das Vereinslogo drauf ist, ist es im Content präsenter.
Was auch eine gute Überlegung ist: Krisenkommunikation! Wir hatten dazu schon eine Podcastfolge mit der PR-Beraterin Esther Ecke. Bei Krisenkommunikation ist Prävention total wichtig! Man sollte sich mal vorbereiten und überlegen: „Was könnte denn jetzt schief gehen, wenn wir unsere Vereins-Influencer*innen zum Teilen und Erzählen ermutigen? Ok angenommen, es kommen doch irgendwelche Interna heraus, wie würden wir dann damit umgehen? Oder angenommen, es gibt einen Shitstorm – wie könnten wir uns darauf vorbereiten, oder wer wäre dann dafür zuständig, sich darum zu kümmern?“ Die Rolle des Vereins in diesem Fall wäre jetzt nicht, dass man sich jetzt komplett zurücklehnt und sagt „Ja, die anderen machen ja Social Media für uns!“
Wie gesagt: es ist immer noch etwas anderes ob eine Person nur für sich Content erstellt oder ob sie die Strategie des Vereins betreut. Und das sollen die Influencer*innen eben nicht machen! Das Strategische liegt immer noch bei euch!
Was ihr machen könnt: Wenn das klappt und ihr jetzt verschiedene Leute habt, die als Vereins-Influencer*innen immer wieder Content erstellen, den Verein taggen und erwähnen, dann könnt ihr weniger Content selber produzieren und stattdessen dann eben viel teilen, was Influencer*innen machen. Also je nach Medium/Kanal das reposten oder in der Story teilenretweeten und so weiter. Angenommen der Vereins-Influencer macht selber ein Youtube-Video, dann könnt ihr fragen: „Super cooles Video! Können wir davon die Stelle daraus schneiden und auf unserem Instagram teilen?“
Das heißt aber nicht, dass ihr jetzt komplett aufhören könn, selber noch Inhalte zu produzieren. Das solltet ihr nach wie vor machen. Denn der Influencer erzählt ja nur seine eigene Sicht. Der ist z.B. in der Jugendmannschaft und kann erzählen, was die Jugendmannschaft gerade macht, dass sie gerade für das Spiel gegen die Jugendmannschaft aus der Nachbarstadt trainieren und dass sie jetzt gerade neue Bälle bekommen haben. Aber der Influencer weiß dann wahrscheinlich nicht, was in der Mädchenmannschaft oder in der Seniorenmannschaft passiert. Da müsstet ihr dann immer noch selber kommunizieren, damit alles, was euch wichtig ist, abgedeckt ist.
Und jetzt will ich euch am Ende noch eine Story von einer Freundin von mir erzählen. Sie arbeitet bei einem Unternehmen… Ich sag jetzt aber nicht welches, ich lasse das allgemein! Meine Freundin hatte bei den Azubis des Unternehmens gesehen, dass sie auf ihren privaten Social-Media-Accounts oft Fotos oder Videos von ihrem Job teilen, dass sie aber dabei nie ihren Arbeitgeber nennen oder sogar taggen. Der Arbeitgeber, also das Unternehmen, hat selber ein Instagram-Profil und sie könnten es einfach teilen oder taggen: „Hey Leute, heute habe ich wieder eine coole Aufgabe bei @NamedesUnternehmens!“ Ich sag jetzt nicht, was es ist, aber es ist eine coole Tätigkeit! Man sitzt nicht nur am Schreibtisch und haut in die Tasten, sondern es ist eine Tätigkeit, die cool und visuell ansprechend ist, sage ich jetzt einfach mal so. Die Jugendlichen haben aber trotzdem nie ihren Arbeitgeber genannt. So und warum war das so? Es war ihnen peinlich, weil das Unternehmen nicht so als cool galt. Es war nicht total cool, bei dem Unternehmen zu arbeiten. Deswegen haben sie zwar gezeigt, wie sie gearbeitet haben, aber sie haben nicht gesagt, wo, bei wem. So und das ist natürlich total schade.
Und ein anderer Grund, warum junge Leute das nicht teilen, könnte auch sein, dass sie sagen „Ich weiß nicht, ob ich das teilen darf!“ Vielleicht gab es schon mal Stress, vielleicht hattet ihr schon mal einen Vorstand, der total kontrollwütig war und der schon mal Stress gemacht hat, als jemand die Facebook-Seite aktualisiert hat, ohne das mit ihm abzusprechen. Kein Wunder, wenn man dann sagt „Nee, ich teile über nix, weil sonst kriege ich wieder auf dem Deckel, dass ich irgendwas gesagt haben, was nicht abgestimmt war!“
Also dass wäre eine andere Erklärung… Aber in dem Fall meiner Freundin ist es tatsächlich so, dass einfach das Unternehmen einen uncoolen Ruf im Freundeskreis der Azubis hatte. Das ist natürlich
super schade, weil der Ruf so nicht besser wird.
Deswegen denkt mal drüber nach: Teilen eurer Leute schon viel von euch oder nicht? Und wenn nein, warum tun sie es nicht?
- kommen sie gar nicht auf die Idee, dass sie das machen könnten?
- haben sie Angst, dass sie es falsch machen?
- oder dass sie dann auf den Deckel kriegen?
- fehlt ihnen wie das Equipment dazu?
- ist es eine Kleinigkeit, z.B. ein uncooles, veraltetes Logo? (Und die Jugendlichen schämen sich, sich mit dem Trikot rumzulaufen, weil sie das Logo hässlich finden..?)
Wenn eure Mitglieder es schon machen, dann überlegt, ob ihr das noch ausbauen wollt. Ob ihr den Leuten noch mehr Anerkennung dafür geben könnt, dass sie das machen. Ob ihr Hilfestellung geben könnt; ob ihr noch mehr Leute dazu ermutigen wollt. Schaut einfach mal, ob ihr dieses Prinzip eines Vereins-Influencers oder einer Vereins-Influencerin auch für euch nutzen könnt! Das waren jetzt heute ganz viele Fußball-Beispiele. Aber wir können das natürlich auch einfach auf eure Organisation übertragen.
Wenn ihr dazu diskutieren wollt, wenn ihr dazu Ideen habt oder Fragen, dann schreibt uns gerne bei Instagram oder bei Twitter. Wir sind jeweils unter erzähl davon unterwegs und wir hören uns dann in zwei Wochen wieder!
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