Zeit sparen bei der Öffentlichkeitsarbeit: Batching

Content für seinen neuen Blog, Newsletter oder Podcast zu erstellen, macht Spaß – bis man das erste Mal in die “Oh mist was posten wir denn morgen?!”-Falle tappt.

Selbst ein gut ausgearbeiteter Redaktionsplan kann dich davor nicht bewahren: Nur weil du einen Beitrag geplant hast, schreibt er sich ja nicht von alleine. Mal kommt etwas wichtiges dazwischen, mal hat man keine Idee und ab und zu vergisst man auch einfach, dass man ja noch einen Text für den Blog schreiben sollte.

Im schlimmsten Fall wird das Bloggen (oder Podcasten, oder…) dadurch stressig und der Spaßfaktor geht verloren. Blogbeiträge werden entweder hektisch “hingeklatscht” oder zu Lasten der Regelmäßigkeit erst dann veröffentlicht, wenn sie halt fertig sind. Viele Blogs, Social Media Profile oder andere Content-Angebote werden genau deswegen nach ein paar Wochen oder Monaten wieder eingestellt.

Wir möchten verhindern, dass es euch genauso geht. Deshalb stellen wir euch jetzt eine Methode vor, mit der man “in einem Rutsch” Content für die nächsten Wochen produziert, statt sich von Woche zu Woche zu hangeln.

Im Englischen nennt sich die Methode “Batching”. Man könnte das mit “Stapelverarbeitung” übersetzen, aber ehrlich gesagt finde ich den Begriff nicht so attraktiv und bleibe daher einfach beim Batching.

Was ist Batching?

Batch bedeutet Stapel, Serie oder Schub. Man produziert beim Batching mehrere “Stücke” (zum Beispiel Blogartikel, Podcast-Episoden oder Grafiken für Social Media) hintereinander weg. Man bleibt im “Flow” und kann die Arbeit schneller und effizienter erledigen.

Batching ähnelt ein wenig der Fließbandproduktion: Statt 10 Arbeiter jeweils ein Auto bauen zu lassen, teilt man die Produktion in 10 verschiedene Schritte und jeder spezialisiert sich auf einen Schritt. Batching lässt sich sowohl im Team als auch alleine praktizieren.

Im Folgenden zeigen wir euch, wie man Batching im Verein nutzen kann:

Blogartikel-Batching im Verein

Nehmen wir an, du bist in einer Hochschulgruppe für Nachhaltigkeit (ja, sorry, das ist nunmal mein Lieblingsbeispiel :)).  Um zu batchen, triffst du dich mit einem Handvoll deiner Teammitglieder  und ihr nehmt euch einen Tag oder einen Abend Zeit. So könnte der Batching-Prozess bei euch aussehen:

  1. Ideenfindung
  2. Outlining
  3. Produzieren
  4. Kontrolle
  5. Beitrag planen

Schritt 1: Ideenfindung (gemeinsam im Plenum)

Alle brainstormen gemeinsam, was für Themen man im Blog behandeln könnte. Idealerweise habt ihr schonmal (siehe Redaktionsplan) eine Liste mit Formaten und eine Liste (oder Mindmap, …) mit möglichen Ideen/Themen erstellt. Auf diese könnt ihr aufbauen.

Nutzt ein Whiteboard, eine Tafel oder Flipchartpapier, um Ideen zu sammeln und zu strukturieren. Ihr könnt ganz frei brainstormen, oder ihr legt euch erstmal auf ein bestimmtes Format oder Oberthema fest.

Ihr könntet zum Beispiel den Januar 2017 zum Themenmonat “Plastik vermeiden” ernennen. Dann erstellt ihr in dieser Batching-Session 4 oder 8 Beiträge zu diesem Thema. Oder ihr nutzt nur ein Format, zum Beispiel “Praxistipps” oder  “DIY-Anleitungen” oder “Theorie erklärt” – also 4 verschiedene DIY-Anleitungen oder 8 verschiedene Praxistipps.

Wenn ihr viele Ideen gesammelt habt, kann jede/r sich die Idee aussuchen, die sie/er behandeln möchte. Wenn es aufwändige Formate sind, nimmt sich jede/r erstmal nur eine; bei kurzen Praxistipps kann man ruhig mehrere nehmen.

Schritt 2: Outlining (alleine, dann Besprechung im Plenum)

Dann nimmt sich jede/r ein wenig Zeit, sich näher mit seiner Idee zu beschäftigen.  Wie kann ich den Artikel strukturieren? Gibt es vielleicht Vorlagen dazu? Welche wichtigen Schlüsselbegriffe müssen rein? Welche anderen Artikel von uns oder anderen kann ich verlinken?

In dieser Phase muss noch nichts geschrieben werden – es geht nur darum, grob Inhalt und Struktur festzulegen.

Im Anschluss stellt jede/r kurz (!) vor, wie er seine Idee umsetzen möchte. Nutzt die Kreativität des Plenums, um euch gegenseitig zu helfen. Vielleicht fällt dir noch eine Ergänzung zu Annas Thema ein? Vielleicht kennt Anna einen passenden Link zu Christians Artikel?

Schritt 3: Schreiben (alleine; Partner)

Jetzt geht’s ans Schreiben! Idealerweise könnt ihr euch ein bisschen räumlich verteilen, um unterschiedlichen Schreibgewohnheiten entgegenzukommen: Die einen fangen sofort an, auf ihren Laptop einzuhacken – andere wollen erstmal auf Papier Ideen skizzieren oder sich mit einer Freundin austauschen.

Plant genug Zeit fürs Schreiben ein, damit keiner sich unter Druck gesetzt fühlt. Mein Tipp ist mal wieder, sich eine Partypizza zu bestellen, ein paar Getränke bereitzustellen und eine produktive, aber dennoch lockere Atmosphäre herzustellen. Jede Person kann Pausen machen, wann sie will oder den Arbeitsort ändern. Manchmal muss man sich für Inspiration kurz die Beine vertreten oder mal über was ganz anderes reden.

Schritt 4: Korrektur (Plenum)

Wenn alle einen ersten Entwurf geschrieben haben, wird dieser vorgestellt. Achtet hier wieder auf eine freundliche Atmosphäre. Wir sind alle keine LiteraturnobelpreisträgerInnen 😉  Fehler sind menschlich und auf Rechtschreibfehler, ungelenke Sätze oder einen Knoten im roten Faden kann man auch freundlich und konstruktiv hinweisen.

Achtet darauf, ob die Texte zum Ton des Vereins passen. Vielleicht ist etwas zu förmlich/wissenschaftlich geschrieben und muss aufgelockert werden? Oder andersherum, sind Pauls Memes vielleicht nicht angemessen für dieses Thema? Tipp: Falls ihr eine große Gruppe seid, wird die gemeinsame Korrektur zu lange dauern. Korrigiert euch dann stattdessen gegenseitig.

Verpasst euren Texten den letzten Schliff!

Schritt 5: Beitrag planen (gemeinsam; Verantwortliche)

Wenn der Text steht, schaut ihr als nächstes, was der Beitrag zusätzlich braucht: Passendes Foto machen, heraussuchen oder Grafik erstellen; knackige Headline und Teaser texten; …

Übernehmt den Beitrag in euren Redaktionsplan oder kennzeichnet ihn dort als fertig. (Im Idealfall habt ihr jemanden, der für den Redaktionsplan verantwortlich ist und dort den Überblick behält.)

Wenn ihr noch Zeit habt, könnt ihr den Beitrag auch noch in eurem Content Management System (z.B. WordPress) einfügen und formatieren:

  • Kategorien und Tags setzen
  • Permalink setzen
  • Meta-Beschreibung setzen
  • Beitragsbild
  • Links setzen
  • Beitrag für das gewünschte Veröffentlichungsdatum vorplanen

Fertig! (Aber vergesst nicht, eure Beiträge zu bewerben – selbst wenn sie automatisiert veröffentlicht werden)

Vor- und Nachteile des Batching-Konzepts

Mit dieser Methode könnt ihr so viele Beiträge produzieren, wie Vereinsmitglieder am Batching-Abend teilnehmen! Mit sechs Personen könnt ihr also sechs Beiträge produzieren und seid für die nächsten anderthalb Monate “versorgt”.

Vorteile:

  • keine Prokrastination: alle machen mit
  • gegenseitiges Feedback und Ideen: die Blogartikel werden qualitativ besser
  • es ist fair: alle arbeiten annähernd gleich lange oder intensiv
  • gemeinsame Korrektur: es wird ein einheitlicher Ton geschaffen
  • kurz und knackig: man muss sich nur für einen Abend ins Thema reindenken
  • keine Ablenkung: man bleibt im Flow
  • Teamwork: es macht Spaß – hoffentlich 🙂

Nachteile:

  • manchen Leuten fällt es schwer, unter Zeitdruck Ideen zu entwickeln oder Texte zu schreiben
  • wenn man noch unerfahren mit dem Medium Blog ist, fällt es einem womöglich schwer, Blogtexte zu schreiben (“ich kann das nicht”)
  • man muss einen relativ langen Zeitblock am Stück dafür reservieren
  • es ist schwierig, Termine in der Gruppe zu finden
  • nur für relativ zeitlose Artikel geeignet

Eine Methode nicht nur für Blogartikel

Ihr könnt das Konzept für alle möglichen Medien benutzen. Es ist insbesondere praktisch, wenn es um das Aufbauen von Equipment geht, also etwa Foto-, Video- oder Podcast-Produktion. Ihr müsst nur ein Mal ins Studio gehen oder das Setup aus Kamera, Ton und Licht aufbauen. Das spart Zeit und Nerven!

Man kann Batching auch mit anderen Events verbinden, also zum Beispiel während des Sommerfests alle Vorstandsmitglieder nach und nach zu einem kurzen Interview in eine ruhige Ecke bitten.

Probiert die Methode mal aus und erzählt uns, ob Batching für euch funktioniert oder wie ihr die Schritte für eure Initiative angepasst habt!

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