Vor ein paar Wochen erreichte mich eine Nachricht mit einer Frage:
“Wie finden wir Ehrenamtliche, die uns im Bereich Kommunikation & PR unterstützen, wenn unsere eigene Kommunikation noch nicht ausgebaut ist und wir kein großes Netzwerk haben, in dem wir auf uns aufmerksam machen können?”
Das ist eine sehr gute Frage! Etablierte Vereine und NGOs können ihre Gesuche nach neuen Engagierten ganz einfach selber posten. Wer noch keine Website hat, erst wenige Foller*innen in den sozialen Netzwerken und gerade mal ein Dutzend E-Mail-Abonnent*innen… Tja, der hat’s schwer!
An dieser Stelle möchten wir ein paar Möglichkeiten aufzeigen, wie ihr Freiwillige für euer Öffentlichkeitsarbeits-Team gewinnen könnt, auch wenn ihr noch am Anfang steht.
Vorher müsst ihr euch aber eine Frage stellen: Wen genau suchen wir?
- Eine fachlich interessierte Person, die langfristig mithilft und z.B. ehrenamtlich die Social-Media-Kanäle betreut
- Eine fachkundige Person, die bei einem speziellen Projekt mithilft, z.B. bei Konzeption, Dreh und Schnitt eines Imagefilms
- Eine fachkundige Person, die uns berät, unsere Fragen klärt, uns Feedback auf bisherige ÖA-Maßnahmen gibt und uns bei der Strategie hilft
Engagementvermittlungsstellen nutzen
Viele Städte und Freiwilligenagenturen haben Ehrenamtsbörsen, in denen Vereine offene Positionen oder allgemeine Engagementmöglichkeiten eintragen können. Wer sich lokal engagieren möchte und noch keine konkrete Organisation im Blick hat, schaut sich hier um. Vor allem Personen aus Kategorie 1, also normale Mitglieder, könnt ihr so finden.
Auf überregionaler Basis gibt es Plattformen wie Youvo (speziell für Kreative, also sehr gut geeignet für Kommunikationsprojekte), Vostel (speziell für Kurzzeitengagement, z.B. wer kann am Samstag beim Filmdreh aushelfen?), die Zeitspender-Datenbank von Betterplace und die Ehrenamts-Datenbank von Aktion Mensch. Vostel und Youvo eignen sich besonders für Freiwillige aus Kategorie 2, also projektbezogene Engagierte.
Auch Service Learning kann eine Möglichkeit sein, gleich eine ganze Gruppe motivierter Helfer*innen zu bekommen – zumindest für ein Semester. Bei Service-Learning-Seminaren erarbeiten Studierende praktische Lösungen für gemeinnützige Organisationen. Schaut, ob eure lokale Hochschule sich beteiligt (Liste) und bewerbt euch als Praxispartnerorganisation.
To-Do für euch: Erstellt eine attraktive „Stellenbeschreibung“ für Engagementdatenbanken. Die meisten Datenbanken haben dafür ihre eigenen Fragebögen und Felder.
Das eigene Netzwerk aktivieren
Auch wenn euer Verein noch ganz frisch ist und ihr keine Follower*innen habt – in eurem privaten Netzwerk kennt ihr sicher genug Leute, die einen Engagementaufruf für euch teilen würden! Dafür ist es essenziell, dass ihr euer Gesuch kurz& kackig auf den Punkt bringt und das Ganze gut teilbar macht!
Wenn ihr schon eine Website habt, könnt ihr dort eine Unterseite alá „Mitmachen“ oder „Ehrenamtliche gesucht“ anlegen und euer Gesuch posten. Um es anderen zu schicken und sie zum Weiterleiten zu animieren, eigenen sich neben Links auch Bilddateien (zum Teilen in den sozialen Netzwerken) und PDF-Dateien (zum Verschicken per Mail oder womöglich gar zum Ausdrucken und Verteilen).
Die Wahrscheinlichkeit, dass eure Freund*innen und Bekannte euren Aufruf teilen, steigt, je einfacher ihr es ihnen macht. Statt zu sagen „Hey, kannst du mal deine Kommilion*innen fragen, ob sie bei uns Social Media machen wollen?“ könnt ihr ihnen Textbausteine und Bildmaterial liefern.
To-Do für euch: Erstellt auf Basis der „Stellenbeschreibung“ aus der ersten Aufgabe ein Rollenprofil (eine PDF-Vorlage dazu findet ihr hier) und eine schön designte, teilbare Vorlage als Bilddatei und/oder PDF, z.B. mit Canva.
Passende Zielgruppen und Multiplikator*innen ansprechen
Wer könnte sich dafür interessieren, sich bei euch zu engagieren? Schaut hier (a) nach der Tätigkeit, also Social Media/Öffentlichkeitsarbeit/PR, und (b) nach eurem Vereinsziel.
Für (a): Studi-Verteiler an eurer lokalen Hochschule für Fächer wie Medienwissenschaft, Kommunikationswissenschaft, Marketing etc. sind gute Möglichkeiten, um Studis zu finden, die mit ihrem Engagement gerne Praxiserfahrung erhalten möchten.
Für (b): Gibt es Interessensvereinigungen und „Influencer*innen“ für euer Thema? In der konkreten Anfrage ging es um einen Verein, der Einsamkeit bekämpfen möchte. Man könnte hier also schauen: Gibt es „Influencer:innen“, die sich dem Thema Einsamkeit bekämpfen verschrieben haben? Wenn ja, bittet sie, euren Post zu teilen, denn der Community sind vermutlich die gleichen Werte wichtig. Dieses „Ich hab’s selber hinter mir und will jetzt anderen helfen“-Gefühl kann ein toller Faktor für Engagement sein, sieht man z.B. beim Verein Zeichen gegen Mobbing.
Apropos Motivation…
Nutzt die Motive fürs Engagement als Argument für eine Tätigkeit bei euch
Menschen engagieren sich aus unterschiedlichen Gründen: Die einen wollen neue Freund*innen finden, Talente entdecken oder etwas Neues lernen, die anderen Selbstwirksamkeit spüren und manche wollen einfach nur Spaß haben! (Einige Motive haben wir schonmal in dieser Podcastfolge besprochen.)
Mit Sicherheit könnt ihr in eurem Verein bzw. in der Position, für die ihr neue Leute sucht, manche Motive besser bedienen als andere. Wenn ihr zum Beispiel jemanden sucht, der eure Typo3-Website updaten warten soll, dann sollte man diese Fachkenntnisse bereits mitbringen. Für das Fotografieprojekt im Tierheim können aber auch Hobby-Fotograf*innen mitmachen, die gerade erst lernen, mit welchen Leckerchen und Tricks man Bello dazu bringt, fürs Foto stillzuhalten.
Wenn ihr gerade Kommunikationskanäle neu aufbaut, würde ich spontan sagen, dass ihr damit vor allem bei kreativen Leute, die Lust haben, eine Herausforderung zu meistern und eigenvorantwortlich arbeiten, punkten könnt!
To-Do für euch: Überlegt euch, welche Engagement-Motive ihr besonders gut bedienen könnt: Ist es der Wunsch, etwas Sinnvolles zu tun? Kann man bei euch klasse über den Tellerrand gucken oder neue Projekte anstoßen? Oder ist eure Tätigkeit eher simpel, dafür mit einem tollen Team? Bringt diese Vorteile mit in eure Stellenausschreibung!
Einmalige strategische Unterstützung
Manchmal geht es nicht ums Ausführen von Tätigkeiten, sondern erstmal um den Plan: Wie können wir unser Ziel erreichen? Welche Maßnahmen machen Sinn? Was passt für uns? Welche Vorgehensweise würden Profis uns empfehlen? Jetzt sind wir also bei der Unterstützung der Kategorie 3. Vielleicht möchtet ihr die Renovierung des Jugendhauses mit einer Crowdfundingkampagne finanzieren und braucht Hilfe bei der Kampagnenplanung. Vielleicht wollt ihr einen Podcast machen und seht den Wald vor lauter Mikrofonen nicht. Profis anzuheuern, die euch coachen, beraten und schulen, kostet normalerweise Geld. Ohne oder mit Mini-Budget gibt es hier ein paar Alternativen:
- Findet ihr eine Person oder Agentur, die euch pro bono unterstützen möchte?
- Ihr könnt auch überlegen, was ihr im Gegenzug zu bieten habt: könnt ihr der Person/Agentur einen Mehrwert bieten? Im Gegenzug eine Dienstleistung anbieten?
- Könnt ihr euch für ein Förderprogramm bewerben, in dessen Zuge ihr die gewünsche Beratung erhaltet?
- Gibt es einen passenden Fördertopf, aus dem ihr Gelder für die Beratung beantragen könnt?
To-Do für euch: Erstellt eine Liste: was genau ist euer Beratungsbedarf? Zu welchen Fragen und Problemen sucht ihr Lösungen? So könnt ihr viel zielgerichter nach einem passenden Angebot suchen, als wenn ihr „mal ein bisschen Input zu Social Media“ wünscht.
Übrigens, mehr zu unseren Workshop- und Beratungsangeboten findet ihr hier.
Strategie nicht bei den Neuen abladen
Für den Schluss möchte ich euch noch einen Ratschlag geben: Auch wenn ihr euch total freut, dass ihr eine neue Ehrenamtliche oder einen neuen Freiwilligen gefunden habt.. Bitte drückt ihr oder ihm nicht einfach das Passwort für den Instagram-Account in die Hand und überlasst ihr oder ihm die komplette Kommunikation(sstrategie). Wer gerade erst neu dabei ist, kann noch nicht gut und effektiv für den Verein sprechen. Die Strategieentwicklung von Kommunikationsmaßnahmen muss von ganz oben kommen, also vom Kopf des Vereins. Entweder ihr fuchst euch da selber rein (z.B. mit unserem kostenlosen Onlinekurs zu Öffentlichkeitsarbeit), oder ihr holt euch Untersützung, wie im vorherigen Punkt besprochen. Zum Ausführen von Plänen und Strategien könnt ihr die Neuen dann gerne einbinden!
Hoffentlich hat euch dieser Beitrag ein paar Ideen gebracht, wie ihr eure nächsten Freiwilligen finden könnt – damit die Öffentlichkeitsarbeits-Lawine ins Rollen kommt und bald ganz viele Leute von euch und eurem Verein Bescheid wissen!
Titelbild: AllGo - An App For Plus Size People on Unsplash