15 Tipps für Live-Videos und Webinare

Auf Social-Media-Plattformen wie Facebook, Instagram und Youtube sind in den letzten Monaten immer mehr Funktionen für Live-Videos hinzugekommen. Auch Webinare (Web-Seminare) sind ein beliebtes Marketing-Tool.

Mittlerweile kann theoretisch jede/r sein Smartphone aus der Tasche zücken und live gehen. Faszinierend und auch beängstigend, oder? 😉

Mit einem Konzept und ein wenig Vorbereitung ist Live-Streaming jedoch eine spaßige Möglichkeit, mit eurem Publikum zu interagieren. Es ist toll, direktes Feedback zu erhalten. Ihr seid so viel “näher” an eurem Netzwerk! Beachtet auch, dass Live-Videos im Moment noch nicht so weit verbreitet sind. Noch könnt ihr also vom Early-Adopter-Bonus profitieren.

Wir haben euch 15 Tipps für die Durchführung sowie die Vor- und Nachbereitung von Live-Videos zusammengestellt. 3 – 2 – 1 – wir sind online!

 

Teil I: Vorbereitung

1: Technik kennen lernen

Vor einem Live-Termin solltest du dir genug Zeit nehmen, die Technik auszuprobieren und zu lernen, wie alles zusammenspielt:

  • Hardware (externe Kamera, Mikrofon) installieren
  • Software einrichten
  • Aufnahme starten
  • zwischen Kameramodi wechseln
  • Chat/Nachrichten

Am besten machst du dafür einen Probelauf nur zwischen dir und deiner “Helfenden Hand” (siehe Punkt 4). Viele technische Pannen lassen sich durch vorherige Vorbereitung vermeiden! Außerdem wirst du dadurch weniger nervös, wenn der “echte” Livestream ansteht.

2: Struktur vorbereiten

Ein Live-Video darf definitiv ein bisschen chaotischer und spontaner sein als ein “normales” Video. Das bedeutet aber nicht, dass man vorher nicht seine Hausaufgaben erledigen sollte 😉

Schreib dir vorher Stichworte auf und mach dir eine grobe Struktur, welche Themen du in deinem Live-Video oder Webinar ansprechen willst. Stichworte sind gut; aber vielleicht hilft dir auch eine Skizze oder Sketchnotes?!

Schreibe groß genug, damit du dir deine Notizen neben deine Kamera hängen und zwischendurch als Gedankenstütze verwenden kannst. Es ist ein bisschen wie bei einem Spicker bei der Klassenarbeit… Meistens braucht man ihn gar nicht, aber das Wissen, ihn dabei zu haben, beruhigt ungemein!

3: Benachrichtigungen ausschalten

Stell dir vor: Du hältst ein Referat an der Uni, deine Präsentation wird mit dem Beamer an die Wand geworfen, und mitten im Vortrag ploppt unten eine peinliche E-Mail von deiner Mama auf. Ups!

Denke vor deinem Webinar also auf jeden Fall daran, alle Benachrichtigungen an deinem Computer auszuschalten: Dropbox-Aktualisierungen, neue Mails, Facebook-Benachrichtigungen…

Welche Störungen kann es außerdem geben?

  • Smartphone/Festnetz-Telefone vorübergehend aus- oder stummschalten.
  • BesucherInnen/KollegInnen über deinen Live-Termin informieren und mit einem Post-it an der Tür um Ruhe bitten.
  • Falls du unterwegs bist und zum Beispiel auf dem Sommerfest mobil berichtest: Potentielle ProtagonistInnen vorwarnen, dass du live filmst und nicht nur ein normales Video drehst. Sonst machen sie vielleicht einen unangebrachten Witz, der dann sofort übertragen wird…

4. Helfende Hand

Batman hat Robin, Spongebob hat Patrick, Sherlock Holmes hat Dr. Watson. Ein Helfer oder eine Partnerin können dich beim Live-Streaming super unterstützen: Text vergessen, Technik spinnt, Frage in den Kommentaren? Mit einer helfenden Hand ist das kein Problem!

Die Person befindet sich idealerweise im selben Raum und kann so auch ganz praktisch eingreifen. Wenn das nicht möglich ist, ist es gut, wenn sie zumindest aktiv den Chat überwacht: Nach Fragen oder Feedback Ausschau halten, kleine Fragen schon beantworten, Trolle rügen oder blockieren.

 

Teil II: Durchführung

5. Einleitung: Short & Sweet

Bei Live-Videos und Webinaren ist der Anfang meist ein wenig awkward.

Man wartet, bis “genug” Leute im virtuellen Raum sind, um anfangen zu können und will dabei weder schweigen noch mit den richtigen Inhalten anfangen.

Insbesondere für die Aufzeichnung später ist es jedoch total blöd, wenn die ersten 5 Minuten nur aus Smalltalk bestehen. Deshalb empfehle ich, die Einleitung kurz und knackig zu halten.

  • Erzähle kurz, wer du bist
  • Erzähle kurz, worum es im heutigen Webinar/Talk gehen wird
  • Gib noch organisatorische Hinweise: Wie funktioniert der Chat, wie kann man sich beteiligen? Wie lange wird das ungefähr dauern? Wird es eine Aufzeichnung geben oder nicht?

Damit kannst du sinnvoll die ersten paar Minuten füllen. Wenn du merkst, dass währenddessen noch viele neue User dazugekommen sind, kannst du deine Beschreibung ja wiederholen. Vielleicht kannst du die wichtigsten Infos aus der Einleitung ja nochmal auf eine andere Art und Weise verpacken oder direkt für die Webinar-/Talkeinleitung nutzen?!

Tipp: Je nach Medium kannst du einen kleinen Text einblenden (Webinar mit OBS: Bauchbinde; Instagram: angepinnter Kommentar). Spontane Zuschauerinnen und Zuschauer verstehen so sofort, um was es hier geht und ob sie dir zuhören wollen oder nicht.

6. Blickkontakt

Vor allem für Anfänger ist es SEHR verlockend, beim Livestreaming die ganze Zeit sich selber anzuschauen, statt in die Kameralinse zu blicken. Das liegt weniger an unseren narzisstischen Zügen, sondern eher an einer gewissen Unsicherheit: Sehe ich gut und sympathisch aus? Fällt mein Pickel arg auf? Ist das meine Schokoladenseite?

Um eine Verbindung zu den Zuschauerinnen und Zuschauer aufzubauen, ist es jedoch viel besser, direkt in die Kamera zu schauen! Auch hier gilt: Mit vorheriger Übung fällt es viel leichter, sich daran zu halten.

7. Zuschauer engagieren  

Hoffentlich hast du vor dem Live-Event kräftig die Werbetrommel gerührt, so dass jetzt Leute im Webinarraum sind. Binde sie aktiv ein, um sie von passiven KonsumentInnen zu aktiven MitmacherInnen zu verwandeln. Am Anfang kannst du sie bitten, dir per Chat eine Rückmeldung zu geben, ob sie dich gut sehen und hören können. Außerdem kannst du sie bitten, sich kurz vorzustellen. Im weiteren Verlauf kannst du ihnen Abstimmungen geben (A oder B?), sie Einfluss auf das Live-Video nehmen lassen (Soll ich dazu noch etwas erzählen oder zum nächsten Thema springen? Sollen wir als nächstes den Übungsleiterraum oder die Küche angucken?) oder anbieten, Fragen direkt zu beantworten.

8. Chat

Wenn du mit den Nachrichten deiner ZuschauerInnen interagierst, solltest du ein paar Dinge beachten:

  • bei manchen Plattformen kann man den Chat nach der Live-Session sehen (z.B. Facebook), bei anderen nicht (z.B. Youtube Live). Insbesondere bei solchen solltest du darauf achten, Fragen oder Kommentare nochmal vorzulesen und erst dann zu beantworten.
  • “Inhaltsleere” Reaktionen wie Danksagungen oder Grüße an bekannte Gesichter sind für die meisten ZuschauerInnen nicht so interessant. Versuche sie so kurz und knackig wie möglich zu halten.
  • Suche dir wichtige Links im voraus heraus und habe sie zum kopieren und einfügen parat. So vermeidest du den Leerlauf, der entsteht, wenn du eine URL heraussuchst oder in den Chat schreibst. Zu den Links gehören zum Beispiel die URL eurer Homepage oder eures Newsletter-Formulars. Sobald zum Beispiel die Gelegenheit entsteht, den Newsletter zu bewerben, kannst du in wenigen Sekunden den Link heraussuchen und den “Flow” des Live-Videos beibehalten.

9. Kamera, Umgebung und Screensharing

Sieht man dein Gesicht oder kannst du deinen Bildschirm teilen? Variiere zwischen beiden Möglichkeiten! Bereite eine kleine Powerpoint-Präsentation mit Bildern, Grafiken oder Zitaten vor. Sie helfen dir, deinen Vortrag zu strukturieren.

Falls du unterwegs bist: Variiere zwischen dir/deinem Gesicht und der Umgebung. Denk daran, dass auch immer NachzüglerInnen einschalten und sich wundern, wessen Stimme sie da hören 🙂

10. Kamerabewegungen

Möglicherweise machst du dein Live-Video nicht vom Computer aus, sondern führst mit dem Smartphone durch das Vereinsheim oder berichtest vom Sommerfest. In diesem Fall solltest du darauf achten, hektische Kamerabewegungen zu vermeiden. Vor allem in Kombination mit einer langsamen Internetverbindung entstehen so unschöne Effekte. Schwenke ruhig und lass die Kamera ein paar Sekunden auf dem neuen Motiv ruhen, damit die ZuschauerInnen erkennen, was du ihnen zeigst. Vermeide auch den internen Kamera-Zoom deines Smartphones. Achte außerdem auf die Lichtquelle: Ändern sich die Lichtverhältnisse, braucht die Kamera einen Moment, um sich darauf einzustellen.

Ein Mini-Stativ hilft dir, die Kamera ruhig zu halten

11. Schwitzen/Deo

Dieser Punkt ist vielleicht ein wenig awkward, aber wir möchten es dir trotzdem nicht verheimlichen: Du wirst schwitzen. Achte also darauf, Deo aufzutragen und wähle vielleicht nicht unbedingt Kleidung aus Kunstfasern, die das Schwitzen beschleunigen. Falls du nach dem Live-Video einen Termin hast, solltest du dir zur Sicherheit ein Oberteil zum Wechseln mitnehmen.

12. Ende: kurz & knackig!

Wie auch bei der Einleitung gilt beim Ende: Lieber kurz und knackig als ewig schwafeln! Bedank dich bei den Leuten, die live dabei waren. Fasse evtl deine Hauptaussagen kurz zusammen. Erkläre, wo und wann es die nächste “Episode” gibt oder ob es eine Aufzeichnung geben wird. Und zu guter Letzt: mach einen Call to Action! Was sollen die Leute jetzt machen? Sich für den Vereins-Newsletter eintragen? Euch bei Instagram folgen? Spenden? Entscheide dich für eine Aktion und rufe dazu auf.

 

Teil III: Nachbereitung

13. Eigenes Auftreten reflektieren

Schaue dir deine Aufzeichnung an. Auch wenn es unangenehm ist – du kannst dadurch viel lernen!

Wie wirkst du vor der Kamera? Welche “Ticks” hast du? Sind sie sympathische Eigenheiten, die dich individuell erscheinen lassen? Oder findest du sie nervig? Dann kannst du daran arbeiten, sie dir abzugewöhnen.

Auch deine Sprache ist ein wenig Reflexion wert. Gibt es Wörter, die du immer wieder benutzt? Sprichst du zu schnell oder langsam? Hast du dich verständlich ausgedrückt oder Fachchinesisch gesprochen? Mach dir Notizen für das nächste Mal!

14. Video schneiden

Wenn du die Möglichkeit hast, deine Aufzeichnung herunterzuladen und zu bearbeiten, solltest du das auf jeden Fall machen!

Die meisten Leute haben bei normalen Videos weniger Geduld als bei Live-Videos. Deshalb solltest du Pausen, Ääähs, Störungen & Co auf jeden Fall herausschneiden. Auch inhaltliche Wiederholungen oder zu ausschweifende Beispiele kannst du streichen.

Kannst du grafische Elemente hinzufügen, um das Verständnis zu erleichtern? Zum Beispiel einen Zwischentitel oder ein Foto? Mach das! Untertitel sind eine weitere Möglichkeit, dein Video aufzubereiten.

15. Material zweit- und drittverwerten

Wenn du das Video produziert hast, kannst du es für weitere Content-Stücke nutzen: mache einen Podcast aus der Audio-Spur, exportiere Highlights für Facebook- oder Videos oder schreibe dir witzige oder inspirierende Zitate auf, um sie auf Twitter zu posten.

Na, hast du jetzt Lust, den roten Live-Button zu drücken?!

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