Social Media für Vereine ist f***ing hard

Spätestens 2022 ist Social Media für Vereine ein Must-have in der Öffentlichkeitsarbeit geworden. Selbst Vereine, die sich bisher aus Ressourcenmangel, Digital-Skepsis oder Datenschutzbedenken aus den sozialen Netzwerken zurückgehalten haben, legen nun Accounts bei Instagram, LinkedIn, TikTok und Co an.

Doch das Timing ist schlecht: Es gibt aktuell viele Änderungen und Trends bei den großen Plattformen, die selbst Social-Media-Profis ins Schwitzen bringen. Sinkende organische Reichweiten, undurchsichtige Algorithmen und der Ruf nach immer mehr Videocontent. Wie können Leute, die Social Media ehrenamtlich und in ihrer Freizeit für ihren Verein nutzen wollen, da mithalten?!

In dieser Folge des erzähl davon Podcasts schauen wir uns an, warum das Timing gerade schlecht ist und wie Vereine, die jetzt erst mit Social Media loslegen, das Beste aus der Situation machen können.

Inhalt

00:04Intro
01:47Social Media verändert sich zum Schlechten hin
02:51Social Media kann eine große Ressourcenverschwendung sein
05:28Punkt 1: Social Media ist kein Website-Ersatz
06:05Punkt 2: Ganz oder gar nicht
10:03Punkt 3: Müssen Splitter-Accounts sein?
14:41Punkt 4: Themenaccounts statt Organisationsaccounts
17:17Punkt 5: Nicht nur für Social Media produzieren
20:17Setzt eure Ressourcen sinnvoll ein
20:50Outro

Links zur Folge

Die folgenden erzähl davon Folgen gehen tiefer ins Social-Media-Thema:

https://erzaehldavon.de/podcast/024-website-vs-facebook/
https://erzaehldavon.de/podcast/120-algoritmus/
https://erzaehldavon.de/podcast/126-brand-branding-awareness/
https://erzaehldavon.de/podcast/107-vereinsinfluencer/
https://erzaehldavon.de/podcast/129-teaser-content-vs-microcontent/

Jubiläumsfolge im Oktober 2022

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Transkript:

00:00:04
Social Media für Vereine ist fucking hard – und das sage ich als Person, die sich seit Jahren damit beschäftigt. Hallo und willkommen zurück im erzähl davon Podcast. Mein Name ist Katrin Gildner bzw. falls ihr mich noch nicht kennt: Hi, ich bin Katrin von erzähl davon. Ich habe vor fünf Jahren (wir haben bald Jubiläum!) diese Marke erzähl davon zusammen mit meiner Kommilitonin Luise Blendinger gegründet. Und hier geht es um gute Kommunikation im Ehrenamt, also für Vereine und soziale Initiativen. Deswegen habt ihr vermutlich auch eingeschaltet.

00:00:32
Ich arbeite als Kommunikationsberaterin und mache viele Workshops und Beratungen zu Social-Media-Themen und deswegen habe ich jetzt heute diese Folge mitgebracht. Eigentlich mag ich Social Media wirklich, wirklich gerne. Ich mag die Möglichkeit, sich auszudrücken, sich mit anderen zu vernetzen, sich inspirieren zu lassen, neue Sachen zu entdecken. Und ich mags auch, Social Media Workshops zu geben. Aber…. Aber ich sehe da im Moment eine Entwicklung in den sozialen Netzwerken und nicht nur ich sehe die. Also falls ihr jemanden habt in eurem Umfeld und diese Person macht Social Media beruflich, also zum Beispiel Social Media Manager*in, fragt die mal danach und ihr werdet als Antwort wahrscheinlich ein irres Lachen zurückerhalten! Eine der Entwicklungen ist, dass die Plattformen sich im Moment stark verändern, unter anderem, weil sie sich gegenseitig als Konkurrenz wahrnehmen und dann deren Features klauen. Video wird immer wichtiger. Also auf so gut wie jeder Plattform muss man mittlerweile Video produzieren und die organische Reichweite sinkt immer mehr. Mit organische Reichweite ist gemeint: Wie viel Reichweite bekommt man auf seine Beiträge, wenn man die einfach ganz normal postet? Also wenn man jetzt nicht dafür bezahlt und sie als Werbeanzeige schaltet oder boostet, sondern wenn man einfach nur postet, wie viel Reichweite bekommt man da? Und dann gibt es natürlich noch Datenschutzbedenken, aber dafür bin ich nicht die richtige Ansprechpartnerin. Deswegen würde ich den Teil jetzt hier mal ausklammern.

00:01:48
Auf der anderen Seite sehe ich, dass viele soziale Organisationen, Vereine und Co jetzt erst mit Social Media starten. Das sehe ich unter anderem daran, wer uns so bei Instagram folgt, also bei erzähl davon. Ich sehe, dass da immer mehr kleine Organisationen jetzt erst einen Account anlegen. Vielleicht weil sie vorher gedacht haben, das ist nicht so wichtig. Und jetzt denken sie, sie kommen an Social Media nicht mehr vorbei. Vielleicht liegt es daran, dass es vorher jemanden gab, also vielleicht eine Geschäftsführung oder einen Vorstand. Und die fanden Social Media blöd oder haben gesagt, da wollen wir keine Ressourcen für freigeben oder so was wie Datenschutzbedenken und Co. Und die konnten jetzt erst überzeugt werden oder überstimmt oder der Vorstand hat sich geändert und deswegen ist jetzt quasi erst der Weg frei für Social Media.

00:02:29
Und das klingt jetzt drastisch, aber ich habe so ein bisschen das Gefühl, jetzt ist ein schlechter Zeitpunkt, um mit Social Media zu starten. Das ist so ein bisschen wie auf die Titanic einzuchecken, wenn sie schon auf den Eisberg zufährt. Okay, also ganz so dramatisch ist es jetzt vielleicht nicht. Und ich möchte auf jeden Fall nicht sagen, dass ihr jetzt alle eure Accounts wieder löschen sollt. Das ist jetzt nicht die Kernaussage von diesem, von dieser Folge. Aber und egal wie sehr ich Social Media eigentlich mag: Social Media kann eine sehr große Ressourcenverschwendung sein. Und das sehe ich eben vor allem bei sozialen Organisationen, wo Social Media nicht von einer Person gemacht wird, die sich damit gut auskennen, sondern von irgendjemanden nebenbei, also irgendeine Ehrenamtliche macht das dann. Irgendein Sozialpädagoge, sondern parallel noch ein bisschen was bei Facebook posten oder bei Instagram oder bei Twitter.

00:03:13
Das ist ja was anderes, als wenn man Social Media als Marketingkanal in einem Unternehmen benutzt, wo halt auch das Budget da ist, wo man dann jemanden hat, den man einstellen kann, der sich da gut mit auskennt, der sich nicht erst einlesen muss, der sich nicht erst ein lernen muss. Und auf der anderen Seite, wenn man Budget hat, um zum Beispiel Werbeanzeigen zu schalten oder sonst wie bessere Medien zu produzieren. Und so weiter. Denn wenn wir als Unternehmen etwas verkaufen, dann können wir ja quasi einen Return on Investment (ROI) oder Return on Ad Spend (ROAS) ausrechnen. Also wenn ich eine Sneaker-Marke bin und ich verkaufe einen Sneaker für 50 € und habe dann vorher 5 € darein investiert, dass Social Media Ads geschaltet werden. Und ich kann dann ja ausrechnen, pro X Ads, die jemand sieht, kauft jemand meine Sneaker. Also das ist ja, kann man ausrechnen, die Daten hat man. Wenn man das macht, dann kann ich das ja rechtfertigen. Da kann ich ja sagen, okay, die organische Reichweite ist nicht mehr so groß. Aber wenn wir soundso viel in unserem Marketingbudget dafür beiseitelegen, dann lohnt sich Social Media immer noch, weil wir dann genug verkaufen.

00:04:15
Und soziale Organisationen und Co verkaufen ja in der Regel nichts, sondern die nutzen Social Media, um zum Beispiel mehr Mitglieder zu gewinnen oder Menschen auf ihr Anliegen aufmerksam zu machen oder zu zeigen, was es für Angebote gibt und Veranstaltungen, an denen man teilnehmen kann. Da kann man also diesen Return on Investment oder Return on Ad Spend nicht ausrechnen, weil es nichts zu verdienen gibt hinten dran. Und generell gibt es wahrscheinlich bei den meisten Organisationen, die jetzt hier diesen Podcast hören, eh gar kein Budget, dass man sagen würde: Ja, kein Problem, wir investieren mal Summe X im Monat in Ads. Wenn man also dann rein organisch postet, also wie gesagt, ohne Ads , ohne Budget. Und so weiter. Von einer Person, die sich vielleicht auch nicht so gut mit Social Media auskennt oder nicht so viel Zeit dafür hat und das nur so nebenbei macht, ja, dann ist halt klar, dass man am Ende dann nur 80 Follower hat. Und fünf Likes auf den neuesten Beitrag. Und dass es dann wieder heißt: „Social Media lohnt sich nicht“. Vielleicht dann sogar von dem skeptischen Vorstand, der das jahrelang blockiert hat.

00:05:12
So jetzt will ich in dieser Folge aber nicht nur meckern, sondern ich möchte euch drei Dinge mitgeben, mit denen ihr das vielleicht verhindern könnt oder vielleicht abmildern könnt. Wenn ihr euch entscheidet, jetzt trotzdem Social Media zu machen oder mit Social Media zu starten, auch wenn die Rahmenbedingungen für euch gerade nicht so gut aussehen.

Punkt 1: Social Media ist kein Website-Ersatz

00:05:28
Punkt 1: Social Media ist kein Website-Ersatz. Da haben wir in einer älteren Folge auch schon mal drüber gesprochen. Die verlinke ich euch gerne in den Shownotes bzw in der Videobeschreibung. Das einzige, was ihr dazu wissen müsst ist: Bitte macht niemals den Fehler zu denken, ein Social Media Profil ersetzt eure Website. Bitte macht euch nicht abhängig davon zu sagen Ja, ja, wir haben die Facebookseite, dann brauchen wir keine Website mehr. Sondern legt euch bitte eine Website an, pflegt diese Website, damit ihr unabhängig seid und eben dann nicht sagt: Oh, Mist, unsere Reichweite ist viel geringer. Niemand sieht mehr, dass wir hier diese tolle Veranstaltung haben, dass wir dieses tolle Angebot haben, dass wir neue Leute suchen. Macht euch bitte eine Webseite.

Punkt 2: Ganz oder gar nicht

00:06:05
Der zweite Punkt, den ich ansprechen möchte, ist so dieses ganz oder gar nichts Prinzip. Ich habe eben schon gesagt, in Vereinen und Co sind viele Leute so nebenbei für Social Media zuständig. Und wenn man da nur in Canva ein paar Grafiken herumklickt und ab und zu was postet, ist halt klar, dass man damit keinen Blumentopf gewinnen. Und ich würde euch deswegen dazu auffordern, mal wirklich zu überlegen: Wollen wir es ganz benutzen oder wollen wir es gar nicht benutzen? Mit gar nicht meine ich jetzt nicht, dass man den Account löscht, sondern damit meine ich, dass man sogenanntes Visitenkarten-Profil anlegt. Also so nenne ich das. Und damit ist gemeint, dass ihr eben nicht regelmäßig postet, dass ihr euch keinen Redaktionsplan macht, dass ihr dreimal die Woche was bei Instagram postet, sondern dass ihr euer Profil nur so pflegt und anlegt, dass es komplett ausgefüllt ist, dass ihr einige strategische Postings habt, wo ihr zum Beispiel eure wichtigsten Projekte vorstellt oder zeigt, wie man sich engagieren kann, wie man spenden kann. Also so die wichtigen Fragen, so was, wie ihr zum Beispiel auch auf eurer Website beantworten würdet, dass man das quasi anlegt. Und wenn euch dann jemand findet, dann hat derjenige ein ausgefülltes Profil vor sich und kann dann den nächsten Schritt gehen und zum Beispiel auf eure Webseite gehen. Siehe Schritt eins. Deswegen braucht die eine Website. Das ist zum Beispiel spannend, wenn ihr mit Leuten arbeitet, die zum Beispiel von euch erzählen. Also wenn ihr ein Thema habt, wo Leute dann zum Beispiel sagen „Heute gehe ich zum Workshop vom Verein XY, das wird bestimmt cool“ und die taggen euch dann in ihrem Content. Wenn dann deren volleren und Follower da draufklicken, weil sie neugierig sind und sagen „Verein XY? Was machen die denn?“ Dann kommen sie immerhin auf euer Visitenkarten-Profil. Das ist dann kein richtiges, aktives, gepflegtes Social-Media-Profil. Aber sie sehen dann da wenigstens die wichtigsten Informationen. Da könnt ihr ja mal überlegen, wie häufig sowas vorkommt. Also arbeitet ihr mit Leuten, die viel davon erzählen, dass sie bei euch sind oder nicht? Das kommt jetzt wieder sehr auf euer Vereinsthema an oder Engagementthema wenn ihr keine Ahnung, ne Schuldenberatung seid. Da werden wahrscheinlich wenige Leute stolz erzählen „Heute gehe ich zur Schuldenberatung“, wenn ihr keine Ahnung etwas macht, was ein bisschen netter ist. Nein, nicht, dass ihr nicht nett seid, sondern wenn ihr jetzt keine Ahnung. Ihr macht Nachhaltigkeits-Workshops für Jugendliche. Die Jugendlichen sind vielleicht auch Social Media und die würden dann vielleicht vorher euer Profil angucken, bevor sie sich dazu entscheiden, zu euch zu kommen. Oder die würden das dann vielleicht einer Freundin schicken und sagen: „Hey, da war ich heute, das war cool, Willst du nächstes Mal nicht mitkommen?“ Der Fachbegriff dafür ist übrigens User Generated Content (UGC). Also wenn andere Menschen Content darüber machen, wie sie mit euch interagieren, also wenn dann Leute zum Beispiel eine Story filmen und sagen „Hier, ich bin jetzt gerade beim Verein XY, das macht total Spaß hier“, dann könnt ihr das jetzt zum Beispiel posten. Also denkt da mal drüber nach, ob das bei euch der Fall ist. Eine andere Möglichkeit, an User Generated Content zu kommen, ist, wenn eure Ehrenamtlichen, eure Aktiven über ihr Engagement sprechen und schreiben auf ihren eigenen Social Media Kanälen. Da haben wir auch schon mal eine Folge zu gemacht zu den Vereins-Influencer*innen. Da könnt ihr gerne reinhören, wenn ihr das Gefühl habe, dass das für euch eine interessante Strategie ist vom Ganz oder gar nichts-Prinzip, weil das jetzt quasi die Variante „gar nicht“ und die Variante „ganz“ ist halt naja, Social Media wirklich ernst zu nehmen und wirklich aktiv regelmäßig zu posten, einen Redaktionsplan zu machen, eine Social Media Strategie aufzusetzen, sich bei den Beiträgen Mühe zu machen und nicht nur einfach irgendeinen Flyer zu posten, sondern wirklich Beiträge für Social Media zu erstellen, Community Management zu betreiben, die Metriken darauf zu achten und die auszulesen und daraus zu lernen. Also so das volle Programm quasi. Und da müsst ihr einfach überlegen, ob ihr da die Ressourcen für habt, ob ihr das vielleicht mal ausprobieren wollt oder vielleicht mal sagt: So, die nächsten drei Monate stecken wir da richtig Arbeit rein und schauen mal was bei rumkommt und dann könnt ihr immer noch entscheiden, ob sich das für euch gelohnt hat, ob ihr das weiterführen möchtet oder ob wir vielleicht doch zu so einem Visitenkarten-Account geht und da eben nicht so viel macht. Aber halt so, die Mischung davon ist nicht so empfehlenswert. Das ist eben nur Ressourcenverschwendung.

Punkt 3: Müssen Splitter-Accounts sein?

00:09:58
Habe ich eben gesagt, dass ich euch drei Sachen mitgebracht habe. Das stimmt nicht, Aber euch fünf Sachen mitgebracht sehe ich gerade in meinen Notizen. Und die dritte Sache ist, oder, die dritte Frage ist: Müssen Splitter-Accounts sein? Das ist etwas. Da habe ich in einer älteren Folge auch schon mal drüber gesprochen. Und zwar was ich häufig sehe, ist, wie gesagt, zum Beispiel daran, wer uns folgt oder wer uns Anfragen schreibt. Und so weiter. Der Trend, dass Organisationen, die an mehreren Orten tätig sind, vielleicht sogar bundesweit tätig sind, dass die für jeden Ort, für jede Untergruppe einen eigenen Account eröffnen, damit meine ich wirklich Organisationen, die eigentlich den gleichen Kern haben. Was ich nicht meine ist, wenn das Tierheim in Musterstadt und das Tierheim in Beispielhausen beide einen Instagram-Account haben. Die sind zwar beide ein Tierheim oder Tierschutzverein, aber die sind ja Organisationen, die voneinander unabhängig arbeiten. Also die meine ich jetzt in dem Fall nicht. Das sind einfach zwei einzelne Organisationen, die sollen ihren Account machen, die sollen ihr Ding machen. Sondern was ich jetzt meine, sind überregionale Vereine, Wohlfahrtsvereine und -verbände, soziale Organisationen, Hochschulgruppen, die es in jeder Stadt gibt usw, also diese Art von Organisation, wo dann jeder einzelne Ort, jede einzelne Stadt, jedes einzelne Bundesland, jede einzelne Abteilung einen eigenen Social Media Account, zum Beispiel einen Instagram Account, für sich aufmacht. Also wenn wir jetzt hier bei Musterstadt und Beispielhausen bleiben, wäre die Frage: Braucht es wirklich beide Accounts? @beispielverein_musterstadt und @beispielverein_beispielhausen – Braucht es die? Das Ding ist nämlich, dass diese ganzen Ortsgruppen, Ortsvereine, wie auch immer die dann heißen, in der Regel sich nur in einer Sache unterscheiden, nämlich ihren lokalen Events, ihren lokalen Angeboten. Alles andere ist ja gleich. Also wer sind wir? Wofür stehen wir? Was sind unsere Werte? Was sind unsere Ziele? Was ist unsere Vision? Warum wurden wir gegründet? Was sind unsere Botschaften? Was sind unsere Meinungen? Das alles ist ja in der Regel identisch bei diesen ganzen Splitter-Accounts, bei diesen ganzen lokalen Orts-Accounts. Deswegen muss theoretisch jede Person, die für so einen Splitter-Account zuständig ist, diese ganzen Inhalte, das ganze Rad neu erfinden und immer überlegen: Wie kann ich das alles auf meinen Account drauf bringen? Oder sie machen das nicht und sie posten auf ihrem Account nur Veranstaltungs-Einladungen und das tut mir leid. Das ist eine harte Botschaft für viele, die zuhören. Social Media ist nicht der richtige Ort für Veranstaltungs-Einladungen. Ich weiß, dass viele Leute Social Media so nutzen, dass sie dort immer nur posten: Wann findet das nächste Konzert statt? Wann findet der nächste Workshop statt? Wann kann man zum nächsten Infoabend gehen? Und so weiter. Social Media ist nicht der beste Kanal dafür, sondern was ich euch empfehlen würde: ist legt euch einen E-Mail -Newsletter an oder legt euch einen Messenger-Newsletter an und das ist dann der Ort, wo die Leute, die sich wirklich für euch und eure Angebote interessieren, sich informieren lassen können. Und dann auch wirklich die Vereins Nachrichten, die die Angebote, die neuen Termine usw. wirklich ins Postfach kriegen. Denn das ist bei Social Media nicht garantiert. Das ist das Stichwort Reichweite und co. Was ich also machen würde anstelle von diesen Vereinen, die dann diese 1000 Splitter Accounts haben: Ich würde lieber einen Account oder vielleicht ein, zwei Accounts, wenn man verschiedene Zielgruppen hat oder verschiedene Projekte oder verschiedene Schwerpunkte. Ich würde diese wenigen Accounts anlegen, die unabhängig davon, was regional passiert, anlegen und damit versuchen, die Leute auf mich aufmerksam zu machen, die sich mit meinen Werten identifizieren, die spannend finden, was ich mache, die sich bei mir engagieren. Und so weiter. Und würde da eher über die inhaltliche Ebene sprechen und würde für die Einladungen zu regionalen Aktionen und Veranstaltungen lieber mit E-Mail -Listen arbeiten. Diesen einen Gesamt-Account, wenn man sich darauf konzentriert und man dafür die Ressourcen freimacht, kann man dann richtig geil gestalten, Dann kann man ihn richtig schön machen, richtig anregend machen, richtig tolle Themen und Formate da behandeln, statt eben literally hunderte Splitter-Accounts zu haben, die alle mehr schlecht als recht geführt werden von irgendwelchen Leuten, deren Hauptjob das nicht ist, die das eben nebenbei machen müssen, die da vielleicht selber keine Lust drauf haben, die aber gesagt bekommen haben von einem Vorstand oder so, ja, alle anderen haben das auch. Deswegen müssen wir jetzt auch einen regionalen Account für uns machen. Und dann ist man wieder frustriert über die 80 Follower und die fünf Likes und niemanden, der von dem Account dann wirklich zu einer Veranstaltung kommt. Übrigens, falls es bei euch funktioniert: Ignoriert alles, was ich gesagt habe! Macht es so weiter! Ich rede jetzt über Leute, die frustriert sind von Social Media, weil sie da viel Arbeit reinstecken und weil es nicht so funktioniert, wie sie gedacht haben oder nicht mehr so gut funktioniert wie früher, dass sie früher meine laufende Facebookseite hatten. Und jetzt ist diese Facebookseite ein Friedhof, das meine ich damit.

Punkt 4: Themenaccounts statt Organisationsaccounts

00:14:41
Okay, kommen wir zu Punkt 4 und der schließt sich quasi an dem Punkt an, den ich gerade hatte. Und das Motto ist hier Themen-Accounts statt Organisations-Accounts. Nehmen wir jetzt wieder das Beispiel von @beispielverein_musterstadt als möglicher Account, der jetzt hier erstellt wird. Wenn der auf den ersten Blick schon gebrandet ist. Also wenn man auf den ersten Blick schon sieht: Okay, das ist ein Vereinsaccount. Und dann ist der natürlich relevant für die Leute, die euch und euren Verein schon kennen, die da schon Mitglied sind, die dann schon supporten usw die sagen ja natürlich: „Ah, Beispielverein! Klasse, da möchte ich mehr von erfahren!“ Für manche Leute ist es aber abschreckend, also für manche Leute, die euch noch nicht kennen, die damit noch nichts verbinden oder die denken „Ah ja, keine Ahnung, Vereinsinhalte interessieren mich nicht, da habe ich ja nichts mit zu tun, bin ich ja kein Mitglied…“ Was ich überlegen würde ist: Kann man stattdessen den Account so aufbauen, dass nicht der Verein im Vordergrund steht, sondern dass das Thema im Vordergrund steht? Also dass wenn ich den Account sehe, als Person, die ihn gerade zum ersten Mal sieht, dass ich den Account sehe und sofort checke: Aha, okay, da geht es um Thema Selbsthilfe bei Krebserkrankungen, da geht es um das Thema bessere Arbeitsbedingungen in der Pflege. Da geht es um Angebote für mehrsprachige Kinder in Berlin. Okay, cool. Habe es verstanden. Dass ich sofort das Thema sehe und nicht nur den Vereinsnamen, denn das funktioniert auch in der Funktionslogik der sozialen Netzwerke viel besser. Das Thema in den Vordergrund stellen und dann quasi durch die Hintertür subtil zu sagen Hey, dieser Account wird betrieben von Verein XY. Denn wir sind ein Selbsthilfe Verein, denn wir sind ein Verein Kunterbunt e.V. Berlin. Wie auch immer. Und ich würde diesen Account dann auch so aufbauen, dass es da wie gesagt nicht um die Veranstaltungseinladung geht. Das kann man vielleicht auch mal über die Story machen oder so was, sondern dass es da wirklich um Themen geht, um Inhalte geht, dass ihr da Infos verbreitet, dass ihr da Aufklärungsmaterial postet, dass ihr eine Community aufbaut, was sich anbietet bei vielen Themen, also Stichwort zum Beispiel Krebserkrankungen-Selbsthilfegruppe. Selbsthilfe findet ja nicht nur statt, wenn man dann wirklich physisch zu einem Ort geht und sich dort in den Stuhlkreis setzt, sondern Selbsthilfe kann natürlich auch im Internet stattfinden und das kann eure Chance sein, da das Thema zu besetzen und euer Angebot zu präsentieren. Ich würde also auch da dann lieber einen gut geführten Themen-Account aufsetzen, statt 100 regionale Splitter-Accounts, Was auch möglich wäre, wäre eine Person in den Vordergrund zu rücken. Also eine Person, die quasi von ihrem Engagement berichtet, über das Thema spricht. Warum ist ihr das Thema Selbsthilfe wichtig? Warum ist ihr das Thema Mehrsprachigkeitsförderung wichtig? Und so weiter. Auch da: guckt gerne noch mal in die Folge bzw hört in die Folge zu den Vereins-Influencer*innen rein. Das könnte da auch gut zu passen.

Punkt 5: Nicht nur für Social Media produzieren

00:17:17
Okay, jetzt bin ich aber beim fünften und letzten Punkt angekommen aus dieser Liste, die ich euch heute mitgebracht habe. Und das lautet nicht: Nur für Social Media produzieren. Wir haben ja schon über Ressourcenverschwendung gesprochen und wir haben schon darüber gesprochen, dass ihr bitte, bitte, bitte eure eigene Webseite anlegt und pflegt und euch nicht nur auf ein Social Media Profil verlasst. Und wenn wir das jetzt konsequent weiterdenken, dann sehen wir auch: Wenn wir nur für Social Media Sachen produzieren, also wenn wir ein Video drehen, um es nur als Reel zu posten, wenn wir Fotos machen und die dann als Fotostrecke bei Facebook posten, wenn wir einen Infobeitrag schreiben und den dann bei Instagram zum Beispiel als Infografik posten, dann haben diese Sachen eine sehr kurze Lebensdauer. Also die werden in den sozialen Netzwerken nur sehr wenig Zeit, nur wenige Stunden, wenige Tage, vielleicht ein, zwei Wochen auffindbar werden und relevant sein. Und danach sind die Beiträge theoretisch noch da. Also ich kann runterscrollen auf eurer Instagram-Seite und sehe, was ihr vor ein paar Monaten gepostet habt. Es wird aber niemand machen, es wird niemand finden und deswegen sollt ihr, wenn ihr Inhalte erstellt, so was wie Texte, Infografiken, Interviews mit Engagierten, Erfahrungsberichte, Berichte über Veranstaltungen, alles Mögliche. Egal was ihr erstellt, erstellt es bitte nicht nur für Social Media, sondern es stellt das in erster Linie für eure eigenen Kanäle. Und damit meine ich eure Website in Textform. Und wenn ihr Lust habt auf Medienproduktion, wenn ihr Lust habt, Videos zu drehen, Podcast zu produzieren. Und so weiter. (Was nicht so schwierig ist, wie man denkt, übrigens) Dann da das auf euren eigenen Podcast zu packen, auf YouTube zu packen, vielleicht sogar zweit zu verwerten. Also die Audiospur des Videos dann noch in einen Podcast packen oder den Podcast transkribieren und den Text auf die Website packen. Packt es auf eure eigenen Kanäle statt nur auf die sozialen Netzwerke. Das Tolle daran ist übrigens, dass man dabei auch Zeit sparen kann, wenn man diese eigenen Kanäle zuerst denkt. Also zum Beispiel wenn ich jetzt sagen würde: Hey, schreib doch einen Blog als Verein, dann würdet ihr bestimmt denken: Da haben wir keine Zeit für! Bloggen, bestimmt voll aufwendig. Wenn er jetzt aber alle vier Wochen oder meinetwegen alle sechs Wochen einen Blogpost schreiben würdet und aus diesem Blogpost dann einzelne Aspekte, Abschnitte usw. rausnehmen und daraus Social Media Postings gewinnt, da haben wir hier im Podcast auch schon mal drüber gesprochen. Dann könnt ihr damit Zeit sparen, weil ihr eben nicht denkt von Posting zu Posting. Oh, was posten wir heute auf Instagram, was posten wir nächste Woche auf Instagram? Sondern ihr macht erst mal diesen Blogpost und daraus habt ihr dann quasi fast automatisch auch Beiträge für die sozialen Netzwerke und habe damit quasi zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Und, wie gesagt, habt diese Nachhaltigkeit, dass es wirklich auf eurer Website lebt und auf eurer Webseite viel, viel länger von Leuten gefunden werden kann, gelesen werden kann. Und so weiter, als es auf Social Media der Fall ist. Da könnt ihr gerne in die Podcastfolge 129 reinhören. Da haben wir über Teaser Content vs. Microcontent gesprochen und ihr könnt auch gerne auf meiner Website Microcontent Playbook gucken. Das ist ein Angebot, das nicht speziell für Vereine, aber ihr könnt da sicher auch von lernen. Auch da noch mal was über Microcontent und Content Recycling. Und so weiter nachlesen.

00:20:17
So, ich hoffe, dass ich euch ein paar Anregungen mitgeben konnte, wie man Social Media machen kann, auch wenn es verdammt schwierig geworden ist. Gerade für soziale Organisationen und Co, die das eben so nebenbei machen möchten. Wie gesagt, ich will damit nicht sagen, dass es überhaupt keinen Sinn mehr macht. Ich will euch damit nicht entmutigen. Ich will nicht sagen, löscht eure Accounts. Ich will aber sagen: guckt wirklich drauf, wie ihr eure Ressourcen sinnvoll einsetzt. Guckt drauf, was Social Media euch wirklich bringt und guckt drauf, wie ihr das so machen könnt, dass es für euch Sinn ergibt. Einfach nur ein paar bunte Posts hochladen und zack rennen euch die Leute die Bude ein – Ist leider nicht die Realität, I’m sorry. Wenn ihr mehr über Öffentlichkeitsarbeit und Social Media lernen möchte, sowohl strategische Anregungen als auch konkrete Tutorials, dann guckt gerne bei etc vorbei. Wir haben einen Podcast, wir haben den YouTube Kanal, wir haben ein Blog, wir haben Newsletter, abonniert uns da gerne und schaue, dass ihr euch das rausnimmt, was ihr gebrauchen könnt für euer Engagement.

 

 

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