Social Media für Kultureinrichtungen mit Nora Lobe

In dieser Episode des Podcasts dreht sich alles um die Nutzung von Social Media im Kulturbereich.

In meinen Workshops hatte ich in letzter Zeit viel mit Kultureinrichtungen zu tun und mir ist dabei etwas aufgefallen: Wenn das Ziel eines Vereins oder einer NGO Awareness oder Fundraising ist, dann ist Social Media ein möglicher Weg und steht gleichberechtigt zwischen anderen (analogen) Wegen. Kultureinrichtungen haben hingegen das Ziel, Menschen in ihr Museum, ihr Theater, ihren Club oder ihr Kulturzentrum einzuladen. Deswegen wird Social Media nur als Werbeplattform für Veranstaltungseinladungen genutzt – wenn überhaupt.

Um über diese Beobachtung zu sprechen und auf welchem Weg Kunst- und Kultureinrichtungen doch von den sozialen Netzwerken profitieren können, habe ich Nora Lobe eingeladen.

Sie spricht darüber, dass digitale Besucher*innen genauso wichtig sind wie reale und wie man digitale Ausstellungen und Inszenierungen gestalten kann, um die Community zu stärken. Außerdem betont Nora die Wichtigkeit von mutigem und zielgruppenorientiertem Marketing in den sozialen Netzwerken.  Wenn ihr einen Pep Talk für euren Kultur-Account sucht, ist das genau die richtige Folge für euch!

Inhalt

00:15Intro & Vorstellung von Nora
04:07Nimmt man Social Media in der Kulturbranche inzwischen ernster?
11:54Hast du Beispiele für Kulturbetriebe, die Social Media echt gut machen?
16:20Steht sich die Kulturbranche selbst im Weg, weil sie zu viel Wert auf die richtige Ästhetik legen oder Angst haben zu viel hinter die Kulissen blicken zu lassen?
21:32Den richtigen Ton für Social Media treffen
24:35Was können Kultureinrichtungen anders auf Social Media machen?
31:58Was können sich Kultureinrichtungen von Unternehmen abgucken?
35:59Was für Tipps hast du für Social Media im Kulturbereich?

Über unseren Gast: Nora Lobe ist eine Social Media-Expertin, die vor zehn Jahren durch ein Praktikum im Theater ins Social Media Management gerutscht ist. Damals gab es noch kein großes Netzwerk, das einem Anfängern helfen konnte. Deshalb beschloss sie, ihren eigenen Account zu gründen und anderen Anfängern Tipps und Wissen zu vermitteln. Heute teilt sie ihre Erfahrungen in Reels und Memes und nimmt dabei die absurden Tendenzen in der Social Media-Welt aufs Korn. Mit ihrer „Mission“ möchte Nora Lobe anderen helfen, die am Anfang ihrer Social Media-Karriere stehen.

Links

Folgt Nora auf Instagram: instagram.com/noralobe.media

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Transkript

Dieses Transkript wurde maschinell erstellt und noch nicht angepasst

Katrin von erzähl davon [00:00:15]:

Hallo und herzlich willkommen zurück im Erzähler von Podcast. Ich bin nicht alleine hier. Ich habe mir Nora Lobe mit vor das Mikrofon geholt. Hi Nora, schön, dass du da bist.

Nora Lobe [00:00:23]:

Hallo Katrin, schön, dass du mich eingeladen hast.

Katrin von erzähl davon [00:00:30]:

Wir wollen heute über Social Media für Kultureinrichtungen sprechen und da bist du genau die richtige, denn du machst das ja schon eine ganze Weile, oder?

Nora Lobe [00:00:34]:

Ja, das ist richtig. Ich bin jetzt seit zehn Jahren tatsächlich schon dabei.

Katrin von erzähl davon [00:00:39]:

Also du hast mir vorher verraten, das ist dein erster Podcast, den du aufnimmst, aber Ich bin mir sicher, dass du mit anderen Mediasachen mehr Erfahrungen hast. Erzähl doch gerne mal so zwei, drei Stichworte. Was sind so die Sachen, die du in deiner Tätigkeit als Social Media Managerin am Theater so machst?

Nora Lobe [00:00:56]:

Ja, ich mache so ein bisschen alles, würde ich mal behaupten, so wie es ja leider oft so im Social Media Management ist. Also meine Haupttätigkeit ist tatsächlich das Social Media Management, also das Erstellen von Redaktionsplänen, das Erstellen von Content, aber auch ja alles von Fotografie über Videoschnitt, über Grafikdesign, Verfassen von Texten, redaktionellen Beiträgen und ja, alles was man sich in dem Bereich so vorstellen kann.

Katrin von erzähl davon [00:01:33]:

Der Klassiker, dass man irgendwie alles so ein bisschen macht. Im Social Media-Bereich.

Nora Lobe [00:01:38]:

Im Endeffekt heißt es immer Social Media Management, aber eigentlich ist man so ein bisschen das Mädchen für alles. Aber ich finde es auch immer sehr spannend, weil es wird auf jeden Fall dadurch auch nicht langweilig.

Katrin von erzähl davon [00:01:49]:

Ja, ich bin auf dich aufmerksam geworden, weil du ja einen Instagram-Account hast, wo du dir das ein bisschen auf die Fahnen geschrieben hast, dass du Kultureinrichtungen Tipps geben möchtest, wie sie besser Social Media machen. Oder wie nennst du es? Ich glaube, irgendwie zeitgemäßeres Social Media, modernes Social Media, hast du da irgendwie so ein schönes Schlagwort für bekommen. Was ist denn da deine Mission auf dem Account oder was ist dein Ziel? Ich glaube, wir ticken da in die ähnliche Richtung, was wir gerne vermitteln wollen, aber nennst du gerne in deinen Worten.

Nora Lobe [00:02:16]:

Ja, das ist so ein bisschen mein Passion-Project im Endeffekt. Ich habe ja vor zehn Jahren angefangen mit dem Social Media Management und bin da so ein bisschen durch Zufall durch ein Praktikum reingerutscht und war da in einem Theater und war eigentlich in der Presseabteilung. Aber da war eben so der Standard, dass die PraktikantInnen da das Social Media Management für den damals nur den Facebook Account machen. Und ich habe mich so ein bisschen allein auf weiter Flur gefühlt Und die Vorgesetzten konnten einen da auch nicht so gut an die Hand nehmen, weil die auch selber eben nicht so richtig wussten, worauf es eigentlich ankommt. Und mittlerweile ist es eben so, dass ich ein relativ großes Netzwerk habe und man sich einfach auch mal austauschen kann. Aber das hat mir halt vor zehn Jahren so ein bisschen gefehlt. Und deswegen habe ich mich dann dazu entschieden, meinen Account zu gründen, damit ich quasi die Leute, die jetzt da stehen, wo ich vor zehn Jahren war, so ein bisschen abholen kann. Und mir ist es da ganz wichtig, einerseits eben Wissen zu vermitteln, also wirklich aber Anfängerwissen, also ja so die typischen Fragen, die eben immer gestellt werden. Also so wie viele Hashtags soll ich benutzen, wie kann ich barrierefrei posten? Wie oft soll ich posten? Ja genau, absolut, So war es eben. Aber was ich auch viel mache, ist einfach so ein bisschen Erfahrungen teilen. Und auch einfach so in Reels zum Beispiel oder in Memes das auch so ein bisschen, ja, ich sag mal in Anführungsstrichen, aufs Korn zu nehmen, was da so teilweise passiert. Weil ich immer so ein bisschen früher das Gefühl hatte, ich bin so alleine mit diesen Gedanken, dass es irgendwie alles so ein bisschen wir ist. Und das ist eben einfach nicht so. Und wenn man dieses Netzwerk noch nicht hat, finde ich es aber ganz schön, wenn man sich dann da so ein bisschen austauschen kann. Genau, das ist quasi meine Mission.

Katrin von erzähl davon [00:04:07]:

Also ich sehe es vor meinem inneren Auge, die Praktikantin hat ihren ersten Tag und man gibt ihr so den Facebook-Account und sagt ja hier, das ist jetzt dein Job, viel Spaß damit. Wie viel hat sich denn getan in der Kulturbranche? Nimmt man Social Media immer noch genauso wenig ernst wie vor zehn Jahren, als es so automatisch die Arbeit war für so Wohllos oder Praktis oder sowas? Oder denkst du, man hat da jetzt schon einen

Nora Lobe [00:04:34]:

anderen Zugang zu? Ja, also die Bedeutung hat sich auf jeden Fall deutlich gewandelt. Also es ist schon so, dass die Kultureinrichtungen immer mehr Bewusstsein dafür bekommen, dass Social Media wichtig ist und dass es ohne Social Media auch wirklich nicht mehr geht. Aber es ist eben immer noch so, dass in vielen Einrichtungen einfach nicht genug Stellen geschaffen werden und auch immer noch nicht klar ist, was man damit eigentlich alles erreichen kann. Also dann ist es zum Beispiel so, dass die Leute aus der Presse das eben so ein bisschen nebenbei machen und eigentlich gar nicht so wissen, was sie zum Beispiel machen sollen, was denen ja auch keiner vorwerfen kann. Oder dass dann eben gesagt wird, naja, Hauptsache wir sind irgendwie da und naja, wir teilen halt einfach, was wir so machen und unsere Veranstaltung und so weiter. Aber so ein bisschen teilen halt ohne Mehrwert und auch ohne Plan.

Katrin von erzähl davon [00:05:29]:

Genau, das sehe ich auch häufig, wenn ich Kultureinrichtungen in meinen Workshops oder Beratungen habe, das sind natürlich meistens kleinere Häuser, also so ein riesen Theater oder so, die selber eine Social Media oder Kommunikationsabteilung haben, klar, die wissen dann schon, was sie tun, aber gerade so im kleineren Bereich, wo dann vielleicht eine Person für verschiedene Kommunikationsaufgaben zuständig ist oder wo es eben komplett ehrenamtlich läuft, da kriege ich das eben auch häufig mit, dass die ja da einfach nur ihre Veranstaltungen posten und dann irgendwie so hin und her gerissen sind zwischen wir hoffen, dass da jetzt krass viel bei rumkommt, also wir posten einmal was und dann merken wir plötzlich, dass da ein Besucherstrom kommt. Auf der anderen Seite wollen wir eben aber auch nicht so viel Zeit in Social Media investieren oder wollen nicht Sachen extra für Social Media machen, sondern nutzen es immer nur als Reste Rampe und so. Das sehe ich häufig. Und ich sehe vor allem, dass ich das Gefühl habe, dass Kultureinrichtungen häufig die digitale Welt nicht ganz so wertschätzen, sage ich jetzt mal so. Du sagst mir gleich, du nickst schon. Okay, du weißt, was ich meine. So im Sinne von, okay, das Endziel ist ja immer nur, wir wollen, dass die Leute zu uns kommen, in unsere Ausstellung kommen, in unseren Film gehen, an unserem Event teilhaben, an unserem Workshop teilhaben. Ich habe das Gefühl, die Leute wollen dann immer nur, dass die Leute halt dann zu ihnen kommen und schätzen so dieses an sich, dieses Digitale von wir sind dort, wir haben dort Gespräche, wir haben dort eine Community nicht so wert. Du hast gerade schon genickt, also siehst du es auch so.

Nora Lobe [00:07:01]:

Ja, absolut. Also es wird eben immer ja nur darauf gehofft, dass quasi die Leute, die die Beiträge dann sehen, einem die Bude einrennen, wie du das eben sagst. Aber dass so ein Social Media Netzwerk eben auch noch viel mehr bieten kann. Das wird immer so ein bisschen vergessen. Und auch, dass natürlich die digitalen BesucherInnen irgendwie auch total wertvoll sind. Also ich finde immer, man kann ja nicht nur davon ausgehen, dass man wirklich reale BesucherInnen vor Ort hat, sondern man muss eben wirklich diese ganze Community so ein bisschen davon so abspalten und sich wirklich sagen, okay, vor Ort live machen wir halt Theaterstücke, wir machen Ausstellungen und so weiter. Aber digital bilden wir nicht einfach nur das ab, was wir machen, sondern sehen das wirklich sozusagen als ganz eigene Ausstellung oder Inszenierung und bespielen das dann auch wirklich für ein digitales Publikum. Gar nicht nur mit dieser Idee im Hinterkopf, die könnten ja vielleicht zu uns kommen, was ja durchaus sein kann, dass die irgendwann sagen, boah, ich bin jetzt so gehuckt davon, ich möchte auf jeden Fall jetzt doch mal da vorbeigehen, sondern wirklich zu sagen, wir spalten das davon komplett ab und hoffen einfach, dass die, ja, dass die mit uns interagieren, dass die Lust haben, mit uns in Kontakt zu sein, dass die vielleicht mal was von uns teilen und so. Ich finde, was da immer so sehr vergessen wird, ist so ein bisschen dieser soziale Aspekt von Social Media. Also ich meine, das Social steckt ja auch schon irgendwie im Namen Social Media drin. Und es reicht eben nicht, nur zu zeigen, das machen wir, kommt uns besuchen. Sondern man muss eben auch ein bisschen

Katrin von erzähl davon [00:08:50]:

social sein. Ja und da sind ja so viele Aspekte. Da ist ja, dass man sagt, fremde Menschen entdecken uns und haben vielleicht dadurch dann Lust zu uns zu kommen. Das kann ja sein. Es ist ja nicht so, dass das niemals passieren wird, aber naja, wenn ich immer nur eine Presse-Medaille umposte, wahrscheinlich die Chance zu hoch. Aber natürlich auch diesen Aspekt der Community-Building mit der Community, die man schon hat, das finde ich total spannend. Also die Leute, die euch schon kennen und mögen und cool finden und regelmäßig bei euch dann sich eine Ausstellung angucken oder ins Theater gehen oder sowas, kann man die dann nicht irgendwie noch binden, dass man dann digital mit denen im Gespräch bleibt und so weiter. Ich habe das Gefühl, das wird manchmal so vergessen, weil immer dann, ja, wir wollen neue Leute erreichen, wir wollen junge Leute erreichen, wir wollen Zielgruppen erreichen, die nicht so klassisch zu uns kommen oder die uns noch nicht so gut kennen. Das sind immer so Ziele, die ich voll verstehen kann. Aber irgendwie nimmt man sich dann gleich so eine Sisyphus-Arbeit vor. Und ich könnte mir vorstellen, dass das gerade für so Kultureinrichtungen vielleicht auch erstmal motivierend sein könnte, wenn man zum Beispiel erstmal sagt, hey, die Leute, die wir hier offline schon haben, vielleicht können wir mit denen online jetzt erstmal ins Gespräch kommen, um uns, um vielleicht mehr Lust auf Social Media zu haben, um zu testen, was gut funktioniert und was nicht. Und wenn das gut läuft, dann steigt dadurch auch die Chance, dass dann zum Beispiel fremde Leute das sehen, weil es geteilt wird oder weil man entdeckt wird und so weiter. Und das finde ich irgendwie schade, dass es selten so als Ziel erkannt wird, sondern immer nur, nee, wir wollen die Bude voll haben, wir haben jetzt nächste Woche eine Veranstaltung und da posten wir jetzt schnell, dass es noch Karten gibt oder so.

Nora Lobe [00:10:24]:

Ja, total. Also es ist, wie du sagst, immer dieses, wir wollen neue Leute erreichen und auch gar nicht unbedingt so zielgruppenspezifisch, sondern in der Kultur ist ja immer Kultur ist ja für alle. Im Endeffekt sollen ja immer alle erreicht werden, aber das ist halt einfach auch nicht möglich. Und es ist halt, wie du sagst, es gibt schon so viele Leute, die kommen ins Museum, die gehen ins Theater und ich finde es auch ein bisschen schade, dass die so als gegeben immer wahrgenommen werden. Das ist ja das, was du auch so sagst, dass das irgendwie so, ja die kommen sowieso, die brauchen wir nicht mehr erreichen. Und ich finde das auch, wie du sagst, total falsch, Weil im Endeffekt gerade die Leute sind ja total wichtig, weil die kommen sowieso und die können ja auch total gut Multiplikatoren in Social Media werden. Also ich habe das zum Beispiel total in dem Theater, in dem ich jetzt arbeite, gemerkt, dass wenn ich Storys zum Beispiel von denen wirklich wertschätze und auch selber weiter teile oder Beiträge dann in einen Guide anlege oder so, dadurch passiert auch viel mehr. Also man merkt richtig jetzt, wo die merken, ah, da passiert was, die wertschätzen, was wir machen, was wir quasi für die ja machen, als Gratiswerbung, das muss man sich ja auch immer irgendwie vor Augen halten, das ist ja wirklich kostenfreie Werbung. Ja, haben die auch total viel Lust bekommen, irgendwie mitzumachen. Und ich finde, wie du sagst, es ist so viel Wert und so ein verschwendetes Potenzial, wenn man da das nicht einfach total ausschöpft.

Katrin von erzähl davon [00:11:55]:

Hast du irgendwelche Vorbilder, wo man vielleicht mal spicken kann, wie die das so machen? Also gut, so was wie jetzt auf Stories reagieren, das sieht man halt nur von innen, aber du hast jetzt auch gerade schon dieses Stichwort genannt, dass man so ein bisschen das digitale Publikum als etwas Separates sieht, dass man vielleicht für die irgendetwas macht. Hast du da Accounts, denen du vielleicht selber gerne folgst, wo du sagst, hey, die machen das cool, das ist eine coole Idee, das macht irgendwie Spaß, diesen Account anzugucken oder mit deren Social Media Inhalten zu interagieren?

Nora Lobe [00:12:27]:

Ja, also ich finde immer Accounts super spannend, die eben so ein bisschen auch zeigen, was passiert eigentlich bei uns hinter den Kulissen. Und auch Accounts, die so ein bisschen mutig sind, sage ich mal, die ein bisschen ausprobieren und wo man so merkt, da kriege ich nicht immer das Gleiche. Das ist auch, also ich erkenne irgendwie, das ist von denen, aber es holt mich dann irgendwie so ab, weil es wieder mal was Neues ist. Und ich meine, der Standard, den ja immer alle in der Kultur nennen, ist ja das Städelik-Museum aus Amsterdam. Die sind ja so das Nonplusultra, wenn es um Social Media geht. Das wird quasi wirklich immer genannt. Die machen das zum Beispiel auch viel, dass die so Ausstellungsaufbau und sowas zeigen. Was ich aber auch super gerne mag, ist das Burgtheater aus Wien. Die haben so eine total spannende Mischung aus wir zeigen, was wir machen, also auch so etwas wie so eine Wochenvorschau oder Premieren oder sowas aber die Teilen zum Beispiel auch mal ein Meme oder so ein Reel irgendwie mit einem lustigen Text dazu oder so. Und ich finde das total cool, dass die so mutig sind und einfach ein bisschen rumprobieren. Und was die auch machen, das finde ich auch spannend, das schließt so ein bisschen an deine Frage von davor an. Die teilen aber zum Beispiel auch Beiträge von Leuten, die gerade in der Vorstellung waren und fragen die dann, wie hat es euch gefallen, was trinkt ihr jetzt nach der Vorstellung und so weiter und teilen das. Und das funktioniert halt auch super. Und ein Account, den ich auch irgendwie spannend finde, der ist gar nicht so groß, aber irgendwie finde ich den super. Das ist das Junge Theater aus Münster, allerdings bei TikTok. Die zeigen so ganz viel von hinter den Kulissen und was die so, ja, was sie gerade so machen, woran die arbeiten, was so passiert und eigentlich zeigen die wirklich gar keine Werbung sozusagen. Genau, das, ja, ich finde das ist so für die Zielgruppe super, ne, das holt so die Leute irgendwie ab.

Katrin von erzähl davon [00:14:36]:

Ja, also so Behind-the-Scenes-Content ist ja so was, das ist cool, weil die Leute immer neugierig sind, weil die Leute immer irgendwas exklusives sehen wollen, weil man auch gerne so Entwicklungen sieht, also zum Beispiel oh, da wird ein Bühnenbild gebaut, vorher, nachher und so und gleichzeitig ist es etwas, das macht man eh und man müsste, in Anführungsstrichen, sich da nur hinsetzen und das dokumentieren. Also das ist ja nicht so, dass man dann extra für Social Media irgendwie etwas macht, sondern man braucht, das braucht dann halt nur einen Plan, okay, wer geht hin und macht davon eine Story oder ein Reel oder macht so ein kleines Interview oder sowas. Das ist auf jeden Fall etwas, wo ich immer denke, Mensch, ihr macht so coole Sachen, da hätte ich gerne auch hinter den Kulissen gesehen, wie ist es dazu gekommen oder was steckt eigentlich dahinter, keine Ahnung, eine Vernissage aufzubauen oder wie habt ihr euch entschieden, wer den Preis gewinnen soll, was waren da die Kriterien oder whatever whatever. Ich glaube, das kann eigentlich irgendwie jede Organisation machen, so ein Behind-the-Scenes.

Nora Lobe [00:15:33]:

Es ist, wie du sagst, man kann im Endeffekt einfach die Kamera draufhalten. Und einfacher geht es ja eigentlich wirklich nicht. Aber das Problem ist eben immer, dass es so ein bisschen zu einfach, sage ich mal in Anführungsstrichen, immer für die Kultur ist. Es ist dann halt so ein bisschen, ja, wir wollen eigentlich gar nicht so zeigen, was hinter den Kulissen passiert, weil die Leute sollen halt nur so das sehen, was so vorne dann am Ende dabei rauskommt. Und das finde ich eigentlich total schade, weil ich glaube, dass es wird immer so davon ausgegangen, dass die Leute ja wissen, naja, die machen halt eine Ausstellung oder die machen halt ein Theaterstück. Aber ich glaube, viel weniger Leute, als man denkt, wissen wirklich, was das eigentlich bedeutet.

Katrin von erzähl davon [00:16:20]:

Ich wollte eh, das ist jetzt eine super Überleitung, ich wollte eh sagen, was mir aufgefallen ist, wenn ich mit Kulturorganisationen zusammenarbeite, habe ich immer das Gefühl, die haben einen sehr hohen Anspruch daran, wie ihr Account dann zum Beispiel aussehen soll. Also ich glaube viele würden, die schaudern jetzt bei dem Gedanken einfach drauf zu halten auf irgendetwas, weil die sagen nein, das muss ja ästhetisch sein und das muss ja zu uns passen und das muss ja irgendwie dann die Brandwerte irgendwie transportieren und so weiter. Wo vielleicht andere Branchen einfach von Natur aus ein bisschen weniger so wählerisch sind. Einfach so, ah ja, okay, cool, posten wir mal. Da habe ich das Gefühl, tun sich viele Kulturorganisationen schwer damit, dass es dann irgendwie vielleicht unperfekt ist oder sowas und dass sie deswegen dann lieber nichts posten als irgendwie was was Falsches oder Hässliches oder oder sowas zu posten. Also Das berühmte Zitat, lieber nicht regieren als falsch regieren. Oder wie war das? Ich hab das Gefühl, dass grad Kultureinrichtungen, weil sie selber so viel Wert auf Ästhetik und so was legen, dann zum Beispiel sagen würden, nee, einfach mal so behind the scenes. Das passt nicht, das ist nicht perfekt genug, das ist nicht gut genug für unseren Account. Und dass das für die dann eine Hürde ist, auch solche Art von Content zu machen. Was sagst du dazu?

Nora Lobe [00:17:40]:

Ja, das ist auf jeden Fall so. Also, ich finde, die Kultur ist halt sehr verkopft, was das angeht. Also, wie du sagst, es soll halt immer irgendwie alles perfekt und ästhetisch sein, wie das Endergebnis im Endeffekt, was in der Kultur produziert wird. Und dieses wir zeigen wirklich, wie wir sind und was wir machen, wird oft so als so ein bisschen albern abgetan. Und das finde ich eigentlich total schade, weil wir sehen das ja auch, was so zum Beispiel bei Instagram und TikTok uns so gut funktioniert, ist ja auch oft gerade dieser Content, der nicht so perfekt ist. Der eigentlich eher so zeigt, ja, das passiert eben wirklich gerade. Und das ist irgendwie so ein bisschen, ich nenn es mal, live ist es ja nicht, aber es ist so ein bisschen live, fühlt sich das irgendwie dadurch an, durch dieses Unperfekte. Und ich finde, das kommt auch immer so ein bisschen natürlich darauf an, welche Zielgruppe man ansprechen will, aber meistens wird ja gesagt, wir machen Social Media, um auch eine junge Zielgruppe zu erreichen. Und ich glaube, gerade diese Zielgruppe findet dieses Nahbar und Unperfekte viel ansprechender als dieses Hyperästhetische.

Katrin von erzähl davon [00:18:47]:

Ja, und eben auch diesen Blick hinter die Kulissen. Also wie macht man das eigentlich und wie geht das eigentlich? Vielleicht nimmt man damit so ein bisschen den Zauber, so dass man also so was wie so ein Magier, der dann verrät, wie er den Trick gemacht hat, wie er da jetzt die Karte hat verschwinden lassen oder so. Aber gleichzeitig ist es super faszinierend. Ich denke da gerade an einen Account, den ich mal gesehen habe von so einer Kultureinrichtung. Die haben eine Serie gemacht, wo ein junger Mitarbeitender, ich glaube das war sogar so ein Freiwilligendienstleistender oder so, wo der quasi so durch verschiedene Bereiche von dem Haus geführt hat und dann immer so erklärt hat. Also zum Beispiel war dann so, ich weiß nicht, was der Fachbegriff dafür ist, aber wie so ein Regieraum, wo man dann halt so ein riesiges Pult gesehen hat, wo das Licht und der Ton und alles gesteuert wird und so weiter und wo der dann halt gezeigt hat, was man da so für Knöpfe drückt am Abend, wenn der Vorhang aufgeht und so. Und ich fand das super spannend, da diesen I’m-deck hinter die Kulissen zu kriegen. Ich kann mir aber auch vorstellen, dass Leute jetzt sofort sagen würden, ja nee, also entweder, Was interessiert das die Leute? Die sind ja hier, um unseren Auftritt zu sehen und nicht unseren Schallraum. Und auf der anderen Seite vielleicht auch dieses, nee, wir wollen vielleicht nicht die Tricks verraten, wir wollen vielleicht nicht sehen, wie unsere Kostümkammer von innen aussieht, sondern wir wollen nur, dass die Leute sagen, Mensch, was für schöne Kostüme.

Nora Lobe [00:20:01]:

Ja, ich glaube, das ist tatsächlich ein bisschen so. Aber ich finde das halt, ja, ich finde das nicht richtig, weil die Leute, die wirklich, also die sowieso kommen, sag ich mal, die muss man ja nicht mehr abholen. Sondern man muss ja eigentlich in Social Media so ein bisschen die Leute abholen, die vielleicht Berührungsängste auch mit Kultur haben. Weil es ist ja wirklich immer noch so, dass ins Museum gehen und ins Theater gehen auch so eine Hemmschwelle irgendwie birgt, dass man sagt, das hat so was Elitäres ja auch oft. Und ich weiß nicht, bin ich da richtig? Trau ich mich das? Und wenn man dann noch in Social Media diesen hyperästhetischen Content nur sieht und Alles wirkt auch so total glatt poliert und gar nicht mehr so menschlich. Ich glaube, dass dann diese Hürde immer, immer größer wird. Und die Leute, die sich sowieso mit Kultur beschäftigen, die haben diese Berührungsängste ja nicht. Und die, also ich glaube, wenn die ein Video nicht schön finden, scrollen die halt drüber. Aber die Leute, die vielleicht diese Berührungsängste haben und sagen, ich würde gerne, aber ich traue mich nicht so richtig, die holt das aber total ab, zu sagen, okay, so sieht es hier aus. Und wir sind auch nur Menschen und sitzen hier alle an einem großen Tisch. Und überall liegen irgendwelche Zettel und da stehen die Kaffeetassen und wir reden uns auch ganz normal miteinander. Und deswegen finde ich das total wichtig, trotzdem zu sagen, ja, wir sind einfach naber und wir sind auch ein Stück weit, ich sag mal, normal.

Katrin von erzähl davon [00:21:33]:

Insider Club ist mir gerade noch eingefallen, weil den Eindruck hatte ich auch, also wie gesagt, ich habe mir in letzter Zeit für Workshops viele so Kulturaccounts angeguckt vorher und bei manchen hatte ich das Gefühl, das ist wie so ein Insider Club und Die Leute, die drin sind, sind drin. Und die Leute, die nicht drin sind, vielleicht will man auch gar nicht so sehr, dass Fremde wirklich dahin kommen. Weil dann so kryptische Plakate waren, wo man gar nicht richtig verstanden hat, was genau ist das jetzt? Ist das eine Kunstausstellung? Ist das ein Workshop? Keine Ahnung. Und ich hatte so das Gefühl, teilweise ist es vielleicht so ein bisschen so ein Schaufenster, aber es ist jetzt nicht wirklich eine Einladung. Gerade für die junge Leute, nicht so kulturaffine Leute, die zum ersten Mal dann vielleicht in so ein Theater gehen, um die abzuholen. Und ich will das, Also ich glaube, manchmal ist das gar nicht so Absicht, sondern manchmal ist das halt so, wie man es immer macht. So wie man halt immer seine Plakate gestaltet und die irgendwo aufhängt. So wie man halt immer seine Flyer gestaltet und die irgendwo auslegt. Dass man halt sagt, genau so posten wir dann jetzt auch in den sozialen Netzwerken. Nur dass es da halt vielleicht nicht ganz so passend ist. Oder so ein ästhetisches Plakat irgendwo in so einer Bahnhofsunterführung zwischen den anderen coolen Plakaten, die irgendwie… Wo halt nur irgendwie ein Datum draufsteht und ein Ort. Und wo ich dann irgendwie weiß, aha, okay, da ist was. Das ist dann halt auf Social Media nicht das richtige Medium, um das so zu kommunizieren, was man eigentlich kommunizieren will.

Nora Lobe [00:22:53]:

Ja, genau. Also das ist, ja, ich finde, das ist so eines der größten Probleme, dass man immer denkt, das, was wir immer gemacht haben und das, was so auf Plakaten und so funktioniert, das funktioniert halt einfach eins zu eins in Social Media. Ich finde, da sieht man eben immer, dass gar nicht so, ja, gar nicht so nachgedacht wird über die Zielgruppen wirklich. Also man sitzt so ein bisschen, ich nenne das immer so den Elfenbeinturm, das ist ja so da. Und ja, Irgendwie sitzt man da so drin und es funktioniert ja auch alles. Und die Leute, die sich sowieso mit Kultur beschäftigen, die verstehen das ja auch oft dann irgendwie alles und bekommen halt trotzdem Lust, sich irgendwie was anzugucken. Aber dass zum Beispiel die Sprache in Social Media anders sein müsste, das finde ich zum Beispiel so ein Riesenpunkt. Da ist manchmal gar nicht so das Verständnis dafür da. Dass zum Beispiel es keinen Sinn macht, wenn ich auch gerade sage, ich will zum Beispiel eine jüngere Zielgruppe erreichen, dann zu siezen. Das ist ja eigentlich logisch, finde ich. Aber das ist auch nicht der Standard, wenn man so guckt, dass es immer so gemacht wird. Ich finde, wie du sagst, wenn man dann teilweise so Plakate liest oder ich finde auch generell für Theatertexte, die Programmhefte liest und Wandtexte in Ausstellungen oder so, Also selbst ich sitze da manchmal und denke mir, was soll mir das sagen? Und ich habe halt einen Abschluss, einen Maßeabschluss in Kunstgeschichte gemacht. Und das ist halt so schade, wenn das dann so eins zu eins übertragen wird und man sich wirklich überhaupt keine Gedanken macht, Wie funktioniert Social Media eigentlich und wen wollen wir da eigentlich abholen?

Katrin von erzähl davon [00:24:35]:

Das sind ja schon mal wichtige Fragen, wenn man dann quasi es anders machen möchte. Oder vielleicht, Stichwort mutig sein, was du vorhin auch schon gesagt hast, wenn man vielleicht mal was Neues ausprobieren möchte. Was würdest du denn sagen, ich weiß, das ist jetzt sehr pauschal gesagt, da gibt es jetzt kein Patentrezept, aber wenn jetzt hier vielleicht jemand zuhört und sich ein bisschen ertappt fühlt und sagt, ja stimmt, wir posten auch immer nur unsere schönen Plakate und Flyer und wir haben eigentlich auch immer gehofft, dass uns dann die Bude eingerannt wird, aber irgendwie passiert da nicht so sehr was. Fällt dir was ein, was quasi Kultureinrichtungen anders oder besser machen können, wenn sie jetzt sagen, wir gehen das vielleicht noch mal ein bisschen anders an? Wir sind jetzt vielleicht mal ein bisschen mutig und ändern ein bisschen hier unsere Social Media Strategie. Fallen dir da ein paar Punkte ein, auf die man auf jeden Fall achten sollte?

Nora Lobe [00:25:23]:

Also erstmal würde ich auf jeden Fall sagen, ausprobieren. Also wirklich einfach mal, wie du es gerade sagtest, mit mutig sein. Wirklich mal überlegen, okay, wo können wir vielleicht mal die Kamera draufhalten und vielleicht ein Reel aufnehmen, was ist vielleicht eine interessante Nachricht, wo wir mal ein Foto von machen können und so weiter Und das wirklich einfach mal ausprobieren, auswerten. Und dann kann man ja immer noch sagen, okay, wir haben es jetzt gemacht, es hat nicht funktioniert, dann machen wir es nicht noch mal. Im besten Fall hat es dann aber funktioniert und man weiß, okay, davon kann ich mehr machen. Also das finde ich total wichtig, weil dieses ins Machen zu kommen erst mal. Und ja, was auf jeden Fall in der Kultur auch finde ich viel mehr gemacht werden müsste, ist dann, wenn man so ins Machen gekommen ist, wirklich mal die Insights zu checken. Also ich kriege das immer wieder in Kultureinrichtungen mit, die haben alle irgendwie Business-Accounts, aber keiner kennt so die ganzen Kennzahlen. Also die wissen alle, okay, wir haben x Follower.

Katrin von erzähl davon [00:26:28]:

Und dann vielleicht noch, ah ja, Neulich habe ich das gepostet und da habe ich mehr Likes drauf bekommen als sonst.

Nora Lobe [00:26:34]:

Ja, ja, genau. Und dann hört es auch schon auf. Und anstelle wirklich zu sagen, okay, wir haben von den Social Media Accounts, also man kriegt quasi diese ganzen Zahlen sowieso einfach so auf dem Silbertablett serviert und muss sich die eigentlich nur mal angucken und sieht ja dann sofort, was funktioniert gut, was funktioniert weniger gut, was haben Leute vielleicht auch mal gespeichert oder geteilt und war, also sowas, da wird irgendwie so wenig drauf geachtet. Und ich finde, also das schaffen zum Beispiel Unternehmen viel, viel besser, dass die wirklich sagen, ich meine, da ist es dann teilweise ja wirklich, dass dann so richtig krass immer so Monitorings gemacht werden müssen und so. Das ist in der Kultur vielleicht auch gar nicht so weit möglich mit den Zeitkapazitäten, die man da so hat. Aber zumindest, dass man, wenn man in dem Bereich arbeitet, zwischendurch mal reinguckt und dann wirklich auswertet, was hat funktioniert und was hat nicht funktioniert. Und ich finde, der letzte Punkt schließt wieder so ein bisschen den Kreis zum Anfang, ist einfach auch sozial sein. Also ich sehe das so oft, dass man dann wirklich geschafft hat, dass die Menschen mal was kommentieren. Die schreiben eine private Nachricht mit, vielleicht auch eine Frage sogar. Oder die verlinken jemanden und es wird einfach nicht reagiert. Also Kommentare bleiben einfach so stehen, wird noch nicht mal irgendwie noch nicht mal geliked oder so. Oder haben wir nur ein Dankeschön oder sowas drunter geschrieben. Ja genau. Also so total ja so nichtssagend irgendwie. Oder wenn irgendwie Storys verlinkt sind, es wird nicht irgendwie gerepostet oder so. Und Ich muss auch sagen, wenn ich merke, ich bin irgendwo und mach das, und da kommt so Null Reaktion, dann werde ich es wahrscheinlich auch nicht noch mal machen. Also man hat dann ja auch irgendwie keine Lust mehr, wenn man merkt, das wird überhaupt nicht gewertschätzt. Selbst wenn es nur ganz wenige sind, die Leute, die dann dabei sind und Lust haben, die sollte man auch wirklich wertschätzen.

Katrin von erzähl davon [00:28:36]:

Ja, wie gesagt, du hast ja vorhin schon das Stichwort MultiplikatorInnen genannt. Gerade, wenn man zum Beispiel sagt, wir wollen junge Leute erreichen, wir wollen neue Leute erreichen und so weiter, dann ist das ja viel viel einfacher, wenn das über eine Person kommt, die die Leute schon kennen. Also dieses Stichwort Social Proof. Also ob ich da jetzt irgendwo ein Flyer, ein Plakat, eine Werbeanzeige, irgendwas sehe mit, hey, geh doch mal in diese Ausstellung, die ist cool. Oder ob eine Freundin mir davon erzählt und sagt, hey, ich war da, das hat total Spaß gemacht oder ich habe viel gelernt oder ich hatte einen schönen Nachmittag. Das ist ja viel wertvoller. Und das dann nicht als Chance zu sehen, sondern nur als noch ein To-Do auf die blöden privaten Nachrichten antworten oder die Story-Verlinkungen prüfen oder so was, das ist eine verlorene Chance. Das sehe ich auch so.

Nora Lobe [00:29:21]:

Ja, und gerade bei so Sachen wie Verlinkungen, das große Problem ist ja immer, dass man so wenig Zeit hat, selber Content zu produzieren. Und dass ja gerade dieses immer regelmäßig und immer am Ball bleiben, ist ja so das Schwierige. Und das ist ja quasi Content, der einem so einfach zugespielt wird. Dafür muss ich ja nichts machen, außer auf Teilen drücken. Also da sollte man auf jeden Fall hinterher sein, finde ich.

Katrin von erzähl davon [00:29:48]:

Du hast vorhin das Stichwort Unternehmen ins Spiel gebracht, dass die das zum Beispiel stärker monitoren. Es ist ja so, wenn ich mir zum Beispiel irgendwelche Methoden angucke, irgendwelche Taktiken, irgendwelche Trends, die so in der Unternehmensmarketingwelt angesagt sind, dass manche davon für den Sozial- oder Kulturbereich nicht so passen. Wenn es darum geht, bei Social Media, wenn es darum geht, irgendwelche Produkte zu bewerben, wo man sagt, da gibt es ein Return on Investment. Wenn ich Sneaker bewerbe, jemand kauft meine Sneaker, dann kann ich den Gewinn wieder reinvestieren, dann kann ich Ads schalten, kann dann Return on Investment ausrechnen und so. Das geht halt nicht, wenn ich nach Ehrenamtlichen suche oder wenn ich nach Leuten suche, die an meinem Workshop teilnehmen oder sowas. Ich glaube aber trotzdem, dass es häufig Methoden und sowas gibt, die man trotzdem ein bisschen abgewandelt auch für Vereine und Kultur und soziale Organisationen und so weiter benutzen kann. Also ich versuche das manchmal, wenn ich hier so kurze folgen mache, wo ich dann mal so eine Methode teile oder so und hoffe die Leute damit zu inspirieren, dass sie, dass sie da vielleicht mal aus dieser Brille drauf gucken und nicht sofort denken, ah ja, mit Unternehmen haben wir ja nichts zu tun, wir sind ja jetzt hier in einem anderen Bereich. Fällt dir noch was ein, wo du siehst, wo Unternehmen gute Social Media Arbeit machen, wo die Kultur sich jetzt auch eine Scheibe von abschneiden könnte oder vielleicht auch mal eine Methode, einen Trick, ein Hack, irgendwas, einen Trend übernehmen könnte. Fällt dir da was ein? Ja, also

Nora Lobe [00:31:15]:

Was in der Kultur ja so ein bisschen verpönt ist, ist, dass man so etwas wie eine Ausstellung oder ein Theaterstück zum Beispiel als Produkt wirklich sieht. Aber im Endeffekt muss man ja sagen, ist ja ein Theater oder ein Museum auch nichts anderes als eine Brand im Endeffekt, die sich irgendwie positioniert und die im Endeffekt auch nur Produkte anbietet. Und deswegen, finde ich, funktionieren viele Tricks, die Unternehmen irgendwie benutzen, um Sachen zu bewerben, total gut eigentlich. Also wenn man eben wirklich sagt, okay, wie würde ein Unternehmen jetzt da rangehen, zum Beispiel, ich meine, es muss ja jetzt nicht unbedingt ein Produkt sein wie ein Schuh oder so, aber wenn wir jetzt zum Beispiel sowas sehen wie eine Reise, ist ja auch ein Produkt. Wie wird sowas beworben? Und was Unternehmen halt finde ich total gut machen und was der Kultur manchmal so ein bisschen fehlt, Unternehmen finde ich schaffen es total gut, so Emotionen zu verkaufen. So ein bisschen dieses, wenn du dieses Produkt kaufst, wirst du dich so und so fühlen. Und eigentlich, finde ich, eignet sich die Kultur total dafür. Weil durch dieses leicht in die Tiere, von dem ich vorhin gesprochen habe, kriegt das ja auch so ein gewisses Flair, daran teilzuhaben, finde ich. Und wenn man diese Emotionen irgendwie schafft zu verkaufen, wie so ein Unternehmen das eben auch machen würde, ich glaube, dann würde sich die Kultur um einiges leichter tun in Social Media.

Katrin von erzähl davon [00:32:47]:

Also dieses verpönte Vermarkten, da vielleicht mal sich trotzdem mal gedanklich dran zu trauen, wie wäre das denn, wie würde ein Unternehmen das jetzt vielleicht machen, welche Tricks können wir uns abschauen Und dann kann man es ja immer noch abwandeln, sodass man sich immer noch wohl damit fühlt. Also es heißt ja nicht, dass man ab jetzt alles, was man bisher gemacht hat, aus dem Fenster werfen und irgendwie anders machen muss. Es soll ja immer noch zu einem selber passen. Aber es gibt ja diesen schönen Spruch, der Einstein zugeschrieben wird. Ich weiß nicht, ob er es wirklich gesagt hat. Aber dieses, wenn man immer das Gleiche macht und auf ein anderes Ergebnis hofft, dann ist das die Definition von Wahnsinn und das fühle ich sehr im Social Media Bereich. Weil du hast ja vorhin auch schon gesagt, dass man viel ausprobieren muss, alleine dadurch, dass die Plattformen sich ändern, dass die Trends sich ändern, dass so der digitale Umgangston sich ändert und so weiter. Allein deswegen muss man ja regelmäßig neue Sachen ausprobieren und dann einfach immer das gleiche zu posten, wie man es vor fünf Jahren sich irgendwann mal überlegt hat oder die damalige Praktikantin, dass man so damals eingerichtet hat und dann immer zu denken, dass das jetzt so reicht und mit minimalem Aufwand irgendwie voll die Ergebnisse bringt, das ist halt, naja, wird nicht so viele Ergebnisse bringen und gerade dieses ausprobieren, mal gucken, wie andere das machen, andere Kultureinrichtungen, aber eben auch Unternehmen. Ich glaube, das ist ein guter Tipp, um Neues auszuprobieren und zu schauen, bringt das denn was? Können wir denn damit unsere Community stärken oder können wir damit Leute in unsere Ausstellung bringen? Können wir damit unseren Bekanntheitsgrad stärken? Können wir damit neue Ehrenamtliche finden? Was auch immer dann am Ende wieder das Ziel ist des Ganzen.

Nora Lobe [00:34:22]:

Ja, ich finde es auch total wichtig, dass man, also was heißt sich vergleichen, aber zumindest so ein bisschen guckt, was machen die anderen und was davon hat funktioniert. Ich meine, man kann natürlich da jetzt nicht in die Insights gucken, aber man sieht ja zumindest, was kam gut an, wo wurde viel kommentiert, wo wurde viel geliked und so. Und sich da wirklich ruhig mal ein bisschen irgendwie was abzuschauen und Ja, einfach da ein bisschen rumzuprobieren, was bei anderen eben gut geklappt hat. Und ich finde, man sollte eben nicht eins zu eins kopieren, aber so ein bisschen mal nach links und rechts schauen, ist ja jetzt auch wirklich nichts, was man nicht nutzen kann. Also es macht ja alle so im Endeffekt. Was ich nur bei der Kultur mal so ein bisschen schwierig finde, man darf natürlich nicht in so ein total krasses Vergleichen fallen, finde ich. Ich merke das immer, wenn dann so gesagt wird, ja guck doch mal, was das und das Museum zum Beispiel macht oder das und das Theater. Und je nach Größe denke ich mir dann manchmal so, ja, das ist aber natürlich nicht für jeden so umsetzbar irgendwie. Wenn ich dann sehe, das sind dann irgendwie so Dimensionen, wo dann drei Leute im Marketing arbeiten, zwei in der Presse und noch ein eigener Grafikdesigner vielleicht irgendwie da arbeitet. Das kann man natürlich vielleicht dann auch nicht so umsetzen, wenn man jetzt zum Beispiel ehrenamtlich in einem Verein Social Media macht und für alles irgendwie so ein bisschen selbst zuständig ist. Also man sollte dann sich nicht

Katrin von erzähl davon [00:35:49]:

zu sehr davon irgendwie fertig machen lassen. Das demotiviert nur, wenn man dann sieht, was die anderen tolles auf die Beine stellen und was für einen selber nicht realistisch ist. Das stimmt. Hast du zum Abschluss für uns vielleicht noch gerade zu dem Thema ein paar Tipps. Was können denn Leute, die jetzt wirklich wenig Zeit haben, die das vielleicht nur ehrenamtlich machen, was können die denn machen, damit sie jetzt in ihrer Kultureinrichtung besseres Social Media Marketing machen? Hast du ein paar Tipps, wie man mit wenig Ressourcen trotzdem gute Ergebnisse erzielt?

Nora Lobe [00:36:19]:

Also was ich auf jeden Fall total wichtig finde, ist, dass man sich immer so ein bisschen Zeit nimmt, selber anderen Leuten zu folgen, mal zu kommentieren und alles auf jeden Fall zu beantworten. Also das ist für mich so der Grundstein, dass man irgendwie ja dieses sei sozial, das habe ich ja vorhin auch schon gesagt, das auf jeden Fall. Was ich aber auch total wichtig finde, ist, dass man so ein bisschen schafft, eine Regelmäßigkeit da reinzubringen. Dass man zum Beispiel sagt, okay, ich schaffe es halt nicht oft, aber dann zumindest zum Beispiel ein- oder zweimal die Woche. Also ich sehe das halt oft, dass dann, wenn Zeit ist, dann wird halt in einer Woche, weiß ich nicht, fünfmal gepostet und dann wieder einen Monat gar nicht. Also lieber wirklich zu sagen, okay, ich teile mir das so ein bisschen auf und mache dann lieber weniger. Aber dafür bin ich irgendwie regelmäßig präsent. Das würde ich auch auf jeden Fall sagen, dass das sehr wichtig wäre. Ja, und wie wir vorhin schon gesagt haben, so einfach das, was irgendwie sowieso da ist, auch nutzen. Also überall, wo es geht, die Kamera dann doch mal draufhalten. Manchmal passiert ja dann, weiß ich nicht, kommen gute Bilder dabei raus, gute Videos und so weiter. Und was ich auch wichtig finde, also das habe ich auf jeden Fall in meiner Arbeit auch immer gemacht, ist die anderen Leute, mit denen man arbeitet, so ein bisschen zu sensibilisieren. Also dass man ruhig immer mal wieder betont, ach übrigens, ich mache Social Media, wenn ihr irgendwas Cooles macht, macht doch einfach mal ein Bild und schickt mir drei Schlagworte dazu, was ihr da gemacht habt. Also, das erleichtert auf jeden Fall die Arbeit auch total. Ich mein, klar, wenn man jetzt so ein One-Person-Team quasi nur ist, dann funktioniert das natürlich nicht. Aber in der Regel ist man ja meistens nicht komplett alleine und ja, das ist auf jeden Fall total hilfreich, wenn auch die anderen Leute so ein bisschen die Augen aufhalten

Katrin von erzähl davon [00:38:11]:

und Social Media immer so ein bisschen auch vielleicht mitdenken. Weil dann muss man eben nicht immer komplett bei null anfangen und alles komplett alleine denken. Jawohl, das ist ein guter Tipp und dass man Social Media nicht erst am Ende denkt bei Wir haben hier irgendwelche tollen Sachen und ganz am Ende geht man dann auf Facebook, auf Instagram und sagt Hey, hier ist unser tolles Ding. Komm jetzt vorbei und guck es dir an, sondern dass man das uns vor allem auch irgendwie auf dem Schirm hat, wie man die Leute mitnehmen kann oder was man für cooles Behind-the-Scenes-Material machen kann. Oder oder. Das ist auf jeden Fall ein guter Tipp. Und andere gute Tipps… Pass auf, jetzt kommt eine ganz smoothe Überleitung. Andere gute Tipps gibt es auf deinem Instagram-Account, Nora. Gib uns doch noch mal einen Pitch. Warum sollte man dir bei Instagram folgen? Und was genau erwartet einen da?

Nora Lobe [00:38:56]:

Also, man sollte mir auf jeden Fall folgen, einfach damit man in einem schönen Netzwerk von Kulturschaffenden ist und sich nicht mehr so ganz allein auf weiter Flur fühlt und manchmal auch so einen Austausch hat über die nervigen Gefühle, die da manchmal hochkommen, wenn man merkt, es läuft irgendwie doch nicht so, wie man es sich vorgestellt hat. Aber natürlich auch, wenn man gute Tipps haben möchte, wie ich so ein bisschen als Anfänger oder Anfängerin starten kann mit Social Media und was so die absoluten Basic-Tipps sind, um da erstmal Fuß zu fassen und loszulegen.

Katrin von erzähl davon [00:39:35]:

Wunderbar. Das war ein schöner Pitch und wir werden natürlich deinen Account in den Show Notes verlinken, also an alle Menschen aus dem Kulturbereich, wenn ihr euch jetzt hier wiedergefunden habt, wenn da jetzt schon ein Tipp für euch in dieser Folge dabei war, dann folgt auch gerne Nora auf ihrem Instagram-Account und uns natürlich auch. Erzählt davon, falls ihr das noch nicht macht. Dann kriegt ihr auch immer mit, was es von unserer Seite für neue Podcast-Folgen gibt. Nora, danke schön, dass du da warst und dir die Zeit genommen hast und wir sehen uns dann auf Instagram.

Nora Lobe [00:40:02]:

Ja, vielen Dank dir auch.

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