Sketchnotes für den Verein: eine Anleitung

Sketchnotes liegen voll im Trend. Ursprünglich wurden sie entwickelt, um sperrige Inhalte von Konferenzen und Meetings in einprägsame Bilder zu übersetzen und so das Gelernte besser zu behalten. Längst haben die visuellen Notizen aber auch viele andere Bereiche erobert. Wir sehen hier ein großes Potential für Vereine und haben einige Ideen, wie ihr mit Sketchnotes mehr individuelle Gestaltung in eure Kommunikationsarbeit bringt. In diesem Blogbeitrag zeigen wir euch, für welche Themen ihr sie einsetzen könnt und wie ihr selber sketchen lernt. Und keine Sorge – ihr müsst dafür keine Zeichentalente sein!

Was sind Sketchnotes?

Ob in der Vorlesung, bei Meetings, Präsentationen, Telefonaten oder der To-Do-Liste: ständig machen wir uns Notizen, um unseren Alltag besser zu strukturieren und Dinge nicht zu vergessen. Aber kennt ihr das? Oft schreiben wir zwar mit, sehen uns aber unsere Notizen nie wieder an. Oder wir fischen die eigenen Aufschriebe ein paar Wochen später für die Klausurvorbereitung wieder aus dem Ordner und können den scheinbar brillanten Gedanken, den wir damals zu Papier gebracht haben, überhaupt nicht mehr nachvollziehen.

Woran das liegt? Weil die meisten von uns ihre Notizen schriftlich festhalten und sich unser Gehirn Text nicht so gern merkt. Viel lieber mag es Bilder, das ist wissenschaftlich erwiesen. Und genau hier setzen Sketchnotes an: als Mischung aus Bildern, Symbolen, Texten und Strukturen erleichtern sie die Aufnahme auch komplexer Informationen. Konkret geht es beim Sketchnoting darum, Begriffe in Bilder zu übersetzen.

 

Unsere Sketchnotes für erzähl davon

Als wir noch ganz am Anfang unserer Onlineplattform standen, haben wir uns gefragt, wie wir unsere Kurse gestalten können, damit das Lernen mit ihnen Spaß macht und abwechslungsreich ist. Zu viel Text wollten wir niemandem zumuten. Ziemlich schnell sind wir auf das Thema Sketchnotes gestoßen und haben gemerkt, dass sie sich für ganz viele Themen super eignen.

Für den Kurs „Wie dein Ehrenamt deine Karriere unterstützt“

 

Für den Kurs „Zeitmanagement“

 

Für den Kurs „Wissensmanagement“

 

Sketchnotes für euren Verein

Aufgrund ihrer vielseitigen Einsatzmöglichkeiten sind wir davon überzeugt, dass auch ihr Sketchnotes in eurem Verein super nutzen könnt!

Hier ein paar Ideen:

  • Flipcharts
  • (Powerpoint-) Präsentationen
  • Erklärfilme und Infografiken für eure Öffentlichkeitsarbeit
  • Brainstorming der nächsten Teamsitzung
  • eurer Website mehr Gesicht geben und dem User mehr Übersicht bieten
  • Blogposts
  • coole Veranstaltungseinladungen selber machen
  • das Teamfoto auf eurer Homepage selber zeichnen
  • Flyer, Plakate und andere Druckmedien selber aufhübschen
  • … und euch so von langweiligen Stockphotos und teuren Fotografen unabhängig machen

Was ihr für den Einstieg braucht

Für den Anfang braucht ihr nicht mehr als einen Bleistift, Lineal, Radiergummi, Fineliner und Papier. Um eure Ideen an einem Ort zu sammeln und Fortschritte gut zu dokumentieren, empfehlen wir, euch einen Spiralblock mit etwas festerem Zeichenpapier zuzulegen. Vermasselte Zeichnungen könnt ihr so auch leicht entfernen.

Ich persönlich mache für Sketchnotes meistens eine Vorzeichnung mit Bleistift. Das hilft mir bei der Vorstrukturierung des Bildbereichs. Als Filzstift eignet sich ein einfacher Fineliner. Der Strich sollte nicht zu dick sein, damit ihr fein und detailliert zeichnen könnt. Ich zeichne am liebsten mit den PITT artist pens von Faber-Castell. Das Set beinhaltet vier Tuschestifte in verschiedenen Stärken – von ganz fein bis fett. Diese Fineliner trocknen schnell nach dem Auftragen und sind wasserfest und lichtbeständig. Darunterliegende Bleistiftspuren lassen sich direkt im Anschluss wegradieren, ohne die fertige Zeichnung zu beschädigen.

Wenn ihr euren Zeichnungen mehr Tiefe verleihen wollt, könnt ihr euch außerdem noch einen hellgrauen Filzstift zulegen. Damit könnt ihr Schatten und Strukturen hinzufügen. Ich persönlich mag diesen Effekt sehr und habe mir dafür den sehr hellgrauen Tombow N95 gekauft.

Wenn ihr Feuer gefangen habt, könnt ihr eure Materialpalette natürlich noch beliebig erweitern und eure Sketchnotes farbig gestalten (ich benutze allerdings meist nicht mehr als zwei Hauptfarben, sonst wird es schnell zu bunt und damit auch unübersichtlich). Hier kann ich die Line-Up Fineliner von Schneider empfehlen: sie hinterlassen keine Druckstellen auf stärkerem Papier und eignen sich auch zum schreiben.

 

Jeder kann zeichnen!

Keine Sorge, um Sketchnoting zu lernen, muss man nicht zeichnerisch begabt sein. Im Vordergrund steht nicht die besonders kunstvolle Umsetzung. Das Ziel ist vielmehr, Begriffe und Ideen so zu zeichnen, dass andere sie schnell erkennen. Bereits mit wenigen geometrischen Grundformen könnt ihr tolle Sketchnotes anfertigen. Mit der Zeit entwickelt ihr ein eigenes visuelles Alphabet und entwickelt einen eigenen Bilder-Fundus, aus dem ihr immer wieder schöpfen könnt.

Die Autorin Sunni Brown hat zwölf Grundformen des visuellen Alphabets definiert. Mit diesen Grundformen lässt sich alles zeichnen:

Diese Erkenntnis ist sehr nützlich, da sie uns die Scheu nimmt, komplexe Figuren zu zeichnen. Es kommt nicht darauf an, so realitätsgetreu wie möglich abzubilden. Beim Sketchnoting kann man viele Details weglassen und sich auf die Kerneigenschaften konzentrieren. Schön veranschaulichen lässt sich das anhand eines Fahrrads.

Ein Fahrrad zu zeichnen erscheint erstmal ziemlich kompliziert: so viele Ketten, Kabel und kleine Elemente, oder?

Wenn ihr den ganzen Schnickschnack weglasst, habt ihr am Ende ein einfaches Symbol, welches trotzdem klar als Fahrrad erkennbar ist – bestehend aus den Grundformen.

Kleiner Tipp: auf Schildern im öffentlichen Raum findet ihr überall Symbole, die ihr als Vorlage für eure Sketchnotes nutzen könnt. Mit der Zeit werdet ihr dann sicherer und könnt auch mehr Details hinzunehmen. Versucht euch einfach am Anfang nicht selbst Stolpersteine in den Weg zu legen, indem ihr zu ambitioniert an die Sketchnotes rangeht.

 

Passende Bilder für Begriffe finden

Am schwierigsten ist es anfangs, Metaphern zu entwickeln. Nehmt euch bei eurer ersten Sketchnote deshalb ruhig etwas Zeit zum brainstormen. Für viele Begriffe haben wir bereits Metaphern im Kopf:

  • Glück → Schwein
  • Natur → Baum
  • Methoden → Schraubenschlüssel
  • Lernen → Buch
  • Wissen → Glühbirne

Alle fünf Bildbegriffe erscheinen erstmal eher komplex und schwer zu zeichnen. Die Grundformen helfen euch, möglichst einfach zu denken. Probieren wir mal aus, die Begriffe Schwein, Baum, Schraubenschlüssel, Buch und Glühbirne mit den Grundformen zu zeichnen.

Wenn euch für ein Begriff kein passendes Bild einfällt, gebt das Wort doch mal in die Google Bildersuche ein. Meistens bekommt ihr dann einige Clip Art-Vorschläge, an denen ihr euch orientieren könnt. Das ist sehr hilfreich, wenn ihr keine Zeit für ausgiebiges Brainstormen habt oder euch partout keine visuelle Entsprechung einfällt. Wenn die Suche für einen Begriff keine guten Treffer ausspuckt, sucht nach Synonymen.

 

Einen eigenen Sketchnote Baukasten erstellen

Ich habe mir ein kleines Repertoire an verschiedenen Elementen zugelegt, mit dem ich meine Sketchnotes aufbaue und auf das ich immer wieder zurückgreife: gewissermaßen ein kleiner Baukasten, der mir hilft, meinen Bildraum zu strukturieren.

Zu diesem Repertoire gehören:

  • 2-3 verschiedene Schriftarten, mit denen ich Text unterschiedlich kennzeichnen kann (in Überschrift, Unterpunkt, etc.)
  • Gesichter mit verschiedenen Emotionen: glücklich – wütend – traurig
  • verschiedene Möglichkeiten, den Bildraum zu strukturieren. Je nach Thema linear oder nonlinear
  • Pfeile sind vielseitig einsetzbar: Richtung anzeigen, Dinge hervorheben, Beziehungen aufzeigen, Abläufe kennzeichnen
  • Gliederungselemente: Rahmen, Fahnen, Sprechblasen
  • Schraffuren, um verschiedene Bereiche voneinander abzugrenzen und Dinge hervorzuheben

Hier hab ich nochmal alle Punkte für euch in einer Sketchnote zusammengefasst 🙂

Konkrete Umsetzung: ein kleines Beispiel

Um euch mein Vorgehen bei einer Sketchnote zu zeigen, habe ich mir ein Beispiel ausgedacht, das ihr für euren nächsten Event als Vorlage nutzen könntet: eine Einladung zum Sommerfest. Zugegeben, erst beim zeichnen ist mir aufgefallen, dass ein Weihnachtsfest für die Jahreszeit wohl passender gewesen wäre. Nun ja, ich muss zugeben, dass ich den Sommer lieber mag ..

 

1. Schritt: Vorzeichnung mit Bleistift

Ganz ehrlich, ich zeichne bei Sketchnotes nie einfach drauf los – ich finde es gar nicht so einfach, spontan den Bildraum so zu strukturieren, dass alle Elemente darauf genug Platz haben und nicht gequetscht aussehen. Mit einer Vorzeichnung könnt ihr schon mal prüfen, ob ihr euch für die verschiedenen Bereiche genug Platz genommen habt. Ich halte diese Sketchnote extra etwas ruhiger, damit ihr die Einzelschritte besser nachvollziehen könnt.

2. Schritt: Überschrift und Hauptelemente zeichnen

Überlegt euch, welche Elemente ins Auge springen sollen oder wichtig sind, damit der Betrachter versteht, worum es geht. Ich konzentriere mich deshalb jetzt erstmal auf die Bildmitte und wie ihr seht, passe ich Text und Bild ausgehend von der Vorzeichnung ein wenig an. Vor allem für eine etwas aufwendigere Schrift wie beim “Sommerfest” brauche ich eine Hilfestellung durch die Vorzeichnung. Bei den Schriften wechsle ich ab: Titel, Untertitel und Stichpunkte sind nicht identisch. Das hilft dem Betrachter bei der Orientierung.

3. Schritt: Unterpunkte hinzufügen

Jetzt zeichne ich den Rest. Bei den Unterpunkten dürfte es ruhig noch kleinteiliger und dynamischer sein (siehe meine anderen Sketchnotes für erzähl davon ganz oben). Auf eine Einladungskarte sollte allerdings auch nicht zu viel Information, sonst wird es beim angucken anstrengend und eure Zielgruppe guckt sich die Karte nicht richtig an – und kommt nicht zum Fest. Lieber Akzente setzen.

 

4. Schritt: Farbe und Schatten

Am Schluss könnt ihr mit Farbstiften noch einmal einiges rausholen und bestimmte Bereiche hervorheben. Wie ganz oben schon gesagt, empfehle ich aber, sich auf zwei Farben zu konzentrieren – sonst wird es schnell unübersichtlich. Ihr könnt aber am Schluss noch einen ganz ganz hellgrauen Schatten malen. Dadurch bekommt die Sketchnote mehr Tiefe. Achtet aber darauf, dass ihr den Schatten immer an derselben Kante zeichnet. Als Hilfestellung könnt ihr euch eine kleine Sonne mit Bleistift in euer Bild malen. Dann könnt ihr kontrollieren, dass ihr den Schatten richtig setzt.

Und fertig! Ich habe hier auf Schatten verzichtet, weil der helle Grauton beim Scannen manchmal nicht richtig rauskommt. Am Schluss solltet ihr also auch auf die Qualität des Scans achten und ggf. eure Scanner-Einstellungen für Bilderscans anpassen – für eine möglichst hohe Auflösung.

 

Und jetzt ihr!

Viel mehr habe ich zum Thema Sketchnotes für den Anfang eigentlich auch nicht zu sagen. Probiert es doch einfach selbst mal aus! Hier ein paar Ideen für euren Verein:

  • Einladung zum nächsten Event
  • Stellenausschreibung für ein Engagement in eurem Verein, die ihr dann auf eure Homepage setzen könnt
  • Die Mitglieder oder den Vorstand vorstellen
  • eine Vereinschronik mit den wichtigsten Etappen und erreichten Zielen
  • Selbstvorstellung: Wer sind wir? Was machen wir? Warum machen wir das? Wie machen wir das?

 

Linkstipps und Inspiration

Wenn ihr bei der Suche nach Metaphern auf dem Schlauch steht, empfehle ich euch wie gesagt die Google Bildersuche. Inspiration findet ihr außerdem zuhauf auf Pinterest, Instagram und Twitter. Guckt euch dort an, wie andere es machen!

Sketchnotern, denen ich folge:

Außerdem macht es Spaß, eine eigene visuelle Bibliothek anzulegen – am besten in einem kleinen Notizbuch, das ihr immer dabei habt und in welchem ihr eure Ideen sammeln könnt.

Viel Spaß!

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